Mit dem Auto durch Rumänien

  • Posted on: 18 October 2009
  • By: hurz

Jetzt ist schon wieder so viel Zeit vergangen und ich habe meinen Blog wegen Umzugsstress, Arbeit usw. wieder mal sehr vernachlässigt.
Nun, dafür steht jetzt ein längerer Eintrag an, mit dem ich ein wenig über die tolle Rumänienreise und was sonst so vorgefallen ist, schreiben will. Tasse Kaffee zur Hand? Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt …

Was ist seit dem letzten Eintrag passiert? Noch eine Hochzeit! Dieses Mal fand sie allerdings in der rumänischen Stadt Zalau statt. Und wenn man schon 1000km fährt, noch dazu in sein Heimatland, kann man doch gleich noch eine kleine Rundreise dranhängen. Darum ging es nach den feucht-fröhlichen Hochzeitsfeierlichkeiten für ca. zehn Tage durch das Herz Rumäniens: Transsilvanien.

 

Gruppenbild mit Brautpaar   Turm der Schneiderzunft

 

Die, vielen nur aus Vampirgeschichten bekannte, Gegend hat allerdings wesentlich mehr zu bieten als nur das „Dracula-Schloss“, allem voran natürlich die wunderschönen Karpaten.

Zunächst fuhren wir ins nahe gelegene Cluj-Napoca, die zweitgrößte Stadt des Landes und außerhalb Rumäniens v.a. durch das Nokia-Werk bekannt geworden, das wegen der Schließung des Werks in Bochum unter großem Protest seitens Deutschland nahe der Stadt gebaut wurde.
Cluj selbst ist eher unspektakulär und wirkte wegen der fehlenden Studenten fast wie ausgestorben. Diese machen nämlich fast ein Drittel der Bevölkerung dieser Universitätsstadt aus und hatten noch Semesterferien.

 

Nationaltheater in Cluj   Botanischer Garten in Cluj [6]

 

 

Die Stadt besitzt allerdings einen durchaus sehenswerten botanischen Garten und interessante mittelalterliche Architektur und Kirchen. Nach einem kurzen Aufenthalt machten wir uns aber auf den Weg in die Berge richtung Bukowina, einer Gegend die für ihre schöne Landschaft und ihre weltberühmten Klöster bekannt ist. 
Der Gegend, die sich auch bis in die benachbarte Ukraine erstreckt, merkt man den etwas höheren Wohlstand, durch Tourismus und ins Heimatland zurückkehrende Rumänen aus ganz Europa, an.

Kirche in den Karpaten [3]    Beim Kloster Sucevița [3]   Kloster Voroneț [2]

Doch wir waren wegen der Hauptattraktion gekommen: An den Außenwänden mit einzigartigen Farben bemalte, wunderschöne Klöster. Wir besichtigten vier von ihnen und alle unterschieden sich etwas in Architektur, Motiven und Farbgebung.

Anschließend führte uns die Reise weiter durch die Ostkarpaten richtung Süden. Auf dem langen Weg nach Sighişoara überquerten wir den Bicaz-Pass und machten am Lacu Roşu (Mördersee) halt, einem See der durch die Überschwemmung eines Tals voller Bäume entstanden ist. Die Besonderheit: Der hohe Eisenoxidgehalt des Wassers hat die versunkenen Stämme konserviert und dem Wasser eine leicht rötliche Farbe verliehen.

 

 Eigenwilliger Kuhtransport   Baumstämme im Lacu Roșu [2]

 

Am Abend erreichten wir schließlich Sighişoara (Schäßburg), die angebliche Geburtsstadt von Vlad Ţepeş, besser bekannt als Vlad der Pfähler, oder „Dracula“. Die Altstadt, die als Ganzes 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurde, bietet reichlich Türme und Kirchen zu besichtigen. Leider waren überall Renovierungsarbeiten in Gange, was den positiven Eindruck ein wenig trübte aber auch durchaus lobenswert ist.

Stundturm in Sighișoara [2]   Sighișoara bei Nacht [2]   Angebliches Wohnhaus von Vlad Țepeș in Sighișoara   

Zur nächsten Station auf der Reise ging es erstmal vorbei an Braşov (Kronstadt) und Bran in den kleinen Ort Peştera, der am Ende einer abenteuerlichen Straße auf der Spitze eines Berges lag. Hier erkundete ich eine nahe gelegene Höhle und wir genossen das gute Essen und die einzigartige Aussicht der Pension. Ach ja, diese Aussicht meine ich:

Aussicht in Pestera 1   

Das nächste Highlight folgte sogleich mit einem Tagesausflug nach Braşov, Raşnov und Bran. In Braşov, am Fuße der Karpaten auf einer Hochebene gelegen und eine der größten Städte Rumäniens, fuhren wir mit der Seilbahn auf den Hausberg Tampa und trödelten ein wenig in der schönen Altstadt herum. Sie hat unter anderem die berühmte „Schwarze Kirche“ und weitere Gebäude, zum Teil aus dem 13. Jhd., zu bieten.

 

Brasov vom Berg Tampa 

 

 

In Bran gibt es nur eines zu sehen, allerdings für viele Touristen eine Hauptattraktion einer Rumänienreise: Die Törzburg. Obwohl Vlad Ţepeş hier nie gewohnt hat gilt sie, auf Grund der großen Ähnlichkeit zum Schloss in Bram Stokers Roman, heute als das „Draculaschloss“. Das Schlösschen aus dem 14. Jhd., das heute wieder in Privatbesitz ist, gruselt die Besucher allerdings nicht besonders. Es wirkt durch die charmanten Räume und alten Möbel sogar sehr wohnlich.

 

Im Hof des "Draculaschlosses" [2]   Das "Draculaschloss" in Bran [3]   Kreuz am Ausgang des "Draculaschlosses"

 

In der bergigen Region der südöstlichen Karpaten kann man auch wunderbar wandern. Am Folgetag fuhren wir mit der Seilbahn auf das Bucegi-Gebirge und erkundeten die umliegenden Gipfel, wie den Caraiman, dessen imposantes Kreuz selbst aus dem Tal deutlich zu sehen ist.

Zudem gab es seltsame Steinformationen wie die „Sphinx“ zu sehen, einen großen Felsen, der vom Wind wie ein Gesicht geformt wurde. Nachmittags zog allerdings ein starker Sturm auf, der uns zwang länger als geplant auf dem Berg zu bleiben, da die Seilbahn stoppen musste.

 

 Auf dem Bucegi Gebirge

 

Als eine der letzten Stationen der Reise, führte uns der nächste Tag ins nahe gelegene Sibiu (Hermannstadt), der europäischen Kulturhauptstadt 2007. Dieser Titel sorgte natürlich für viele Restaurationen in der von deutschen Aussiedlern im 12. Jhd. gegründeten Stadt. Neben der wirklich schönen Altstadt besichtigten wir Brukenthal-Museum, die Stadtpfarrkirche und einen Zigeunermarkt. Aus der Spitze des Kirchturms hat man einen freien Rundumblick über die gesamte Stadt:

 

Sibiu vom Kirchturm 

 

Den Abschluss unserer rund zweiwöchigen Rumänienreise bildete ein kurzer Aufenthalt in meiner Geburtsstadt Timişoara. Fünf Jahre waren schon wieder seit meinem letzten Besuch vergangen und wie im ganzen Land geht es auch in dieser Stadt langsam aufwärts. Zahllose Einkaufszentren trotz vergleichbar hohem Preisniveau zeugen von einer steigenden Kaufkraft in dem, nach europäischen Maßstäben, recht armen Land. Nach reichlich gutem Essen und Schnaps bei Freunden mussten wir aber auch bald wieder Abschied nehmen und machten uns auf den Heimweg durch Ungarn und Österreich … mit ein paar kulinarischen Köstlichkeiten und günstigen Lederwaren im Gepäck.

 

Zentraler Platz in Timișoara  In der Kathedrale von Timișoara  Opernhaus von Timișoara bei Nacht

 

Alles in allem eine sehr interessante Reise mit netten Sehenswürdigkeiten, atemberaubender Natur, leckerem Essen und … vielen schönen Erinnerungen.

Rumänien ist immer eine Reise wert!