Baubericht Eckregal

  • Posted on: 6 September 2014
  • By: hurz

Wieder war es eine ganze Weile still auf dem Blog, höchste Zeit wieder was zu schreiben, zumal in letzter Zeit reichlich passiert ist.
Nachdem Wohnzimmer und Schlafzimmer bereits zu unserer Zufriedenheit umgestaltet wurden, sollte es an das dritte (und letzte) Zimmer gehen, um es langsam aber sicher vom provisorischen Gästezimmer mit alten Ikea-Möbeln in ein freundliches Kinderzimmer (man plant voraus :) mit Bibliothek und reichlich Stauraum umzufunktionieren. 

Um die letzten beiden Punkte soll es diesem Baubericht gehen. Nachdem die Schreibtischecke abgebaut wurde und die Technik auf einen Sekretär ins Schlafzimmer umziehen musste, sollte in der jetzt freien Ecke ein großes Bücherregal entstehen das auch reichlich Stauraum bereithalten sollte für allerhand Haushaltskram, Fotoequipment und was immer sonst noch in den Tiefen der Expedit-Regale schlummerte. Doch also kleiner Perfektionist und weil ich mir mal wieder ein sehr ausgefallenes Design überlegt habe, geht natürlich nichts ohnen einen Plan, wenn auch noch oldschool mit Bleistift auf Papier: 

Die Pläne für das Regal

Wie man sieht sollten die Böden jeweils aus einem Stück entstehen und allesamt keine reguläre, rechteckige Form haben. Um trotzdem wenig Holz zu verschwenden, habe ich die Böden gegeneinander in insgesamt drei großen Holzpanelen (75x250cm) angeordnet. Die Schnittreste sowie ein viertes Panel dieser Größe sollte später noch für Stauraum in Form von Truhen sorgen. Als Material habe ich 18mm Birke Multiplex gewählt, weil die charakteristischen Schichten später in den Kanten sichtbar bleiben sollten. Da man im Baumarkt für Multiplex in der Regel Apothekenpreise zahlt, habe ich das Holz in einem Fachhandel zu einem deutlich günstigerem Kurs besorgt (etwa 25€/qm). Da das Regal in offener Bauweise entstehen sollte, ohne Seitenwäne, kamen noch einige Leimholzbalken dazu (wie die bereits im Einbauschrank verbauten) als wandseitige Stützen für die Böden. Wie ich die Böden vorne abstützen sollte wird sich später zeigen.

Anzeichnen auf dem Holz  Die Aussparungen für die Balken  Rund statt eckig

Der erste Arbeitsschritt bestand natürlich im Anzeichnen der Schnitte, alles weitere erledigten Stich- und Kreissäge. Wie auf obigen Bildern zu sehen habe ich zudem die Kanten per Oberfräse abgerundet, es kam bei diesem Projekt also wieder der komplette Maschinenpark zum Einsatz (und sollte sogar noch erweitert werden). Nach den Ausschnitten, einem Feinschliff per 240er Schleifpapier und sorgfältiger Reinigung, waren die Böden bereit zur Endbehandlung. Bei jener habe ich einer weißen Lasur ggü. einer Lackierung den Vorzug gegeben, um die Maserung des Birkenfurniers und die sichtbaren Kanten zu erhalten. Zwei Schichten Lasur sollten drei bis vier Schichten Klarlack mit zwischenliegendem Feinschliff folgen. Beim Überlackieren einer Lasur muss man darauf achten, beide Komponenten auf derselben Basis (Wasser oder Kunstharz) zu verwenden, da sie sonst miteinander reagieren könnten. Wir hatten uns generell für wasserbasierte Produkte entschieden, da sie besonders mit Hinblick auf späteren Nachwuchs gesünder und generell auch umweltfreundlicher sind.

Einer der Böden

Am fertigen Boden sind weitere Details zu erkennen, die der geneigte Leser evtl. bereits auf obigen Plänen endeckt hat: Eine rundes Loch für einen Blumentopf (bei insgesamt fünf Böden) sowie jeweils drei kleine Versenkungen auf der Ober- und Unterseite nahe der Vorderkante jedes Bodens, zur angesprochenen Abstützung der Böden an der Vorderseite. Auf dem größten, dem untersten Boden, hat meine Frau sich zudem farbenfroh um das angesprochene Loch herum verewigt. Um einen Kontrast zu den weißen Böden zu bilden, haben wir die Balken mit dunkler Palisanderlasur bestrichen. Nach der Ausgiebigen Übung am Einbauschrank, waren die insgesamt 24 Ausklinkungen dieses Mal kein Problem mehr. Die insgesamt sechs Regalböden sollten den Raum in der Höhe in sieben Fächer unterteilen zu je 33cm Höhe.

Unterschiedliche Längen und Breiten Unterster Boden und ein Balken Die Aussparungen im Balken für die Böden 

Die sich nach innen verjüngenden Regalböden hatten nicht nur den Zweck das Regal nach oben hin zierlichen wirken zu lassen, sondern sollten den Stauraum auch entsprechend aufteilen: Unten die tiefen Truhen, darüber sollten kleinere Kisten Platz finden, darüber einer Reihe Schubladen und ab dem dritten Boden alle Ordner und Bücher die wir unterbringen wollten. Doch zunächst musste die Befestigung und der Aufbau geklärt werden. Zur Abstützung an der Vorderseite habe ich mich für Stahlrohre entschieden, die zwischen den Böden das Gewicht tragen sollten. Die ca. 34mm durchmessenden und 2mm starken Rohre sind an drei Punkten neben den vier Auflageflächen der Balken in der Lage das Gewicht auch reichlich vieler Bücher sicher abzustützen.

Während die Balken aber jeden Boden individuell stützen, bauen die Rohre Ebene für Ebene aufeinander auf, die unterste Ebene muss also das meiste Gewicht tragen. Hier kommt auch wieder die vorne etwa 5° schräge Konstruktion positiv zum tragen, stützt sie doch die Böden ein wenig zur Wand hin ab. Zudem wurde jeder Boden an jeder Ausklinkung mit jeweils einer Schraube von Hinten durch den Balken befestigt. Kunststoffstopfen (was für ein Wort!) sorgen bei jedem Rohrstück für den nötigen Seitenhalt, neben den Vertiefungen im Holz. 

Aufnahme für die Stahlrohre im Fuß Aufnahme für die Rohre an den Böden Einbringen der Rohre mit jedem neuen Boden


Zur Ablängung der insgesamt 24 Stahlrohrstücke (3x6 Böden + die Endstücke oben) habe ich mir als Erweiterung meiner Werkzeugausrüstung eine günstige Flex der grünen Bosch-Reihe besorgt, da diese Arbeit per Handsäge ewig gedauert hätte. Alle Rohrstücke wurden in kupferfarbenem Hammerschalg-Lack besprüht um sich optisch gut in die Gesamtkonstruktion einzufügen. So bauten wir, mit Hilfe einer Wasserwage, das Regal Boden für Boden auf. Durch sorgfältige Planung und Bohrungen entstand somit der optische Eindruck eines durch alle Böden gehenden Rohres:

Optisch wie ein durchgehendes Rohr  Blumentopf in seiner Aussparung


Nachdem der letzte Boden befestigt und das Regal an die Wand geschoben war, wurde es durch zwei große Schrauben durch jeden Balken an der Trockenbauwand gesichert (die Fischer Trockenbaudübel sind hierfür hervorragend geeignet!). Nachdem die Blumentöpfe an ihre Plätze eingesetzt waren, konnte sich das fast fertige - wenn auch leere - Regal nun durchaus sehen lassen. Kleine Abweichungen vom perfekten Winkel der Rohre lassen zwar deren Stückelung erahnen, der luftige Aufbau ohne zusätzliche Abstützungen oder Durchführungen machen das Regal aber denoch zu einem Hinkucker:

Das fast fertige Regal

Nachdem das Regal selbst soweit fertig war (bis auf die Rohrabschlüsse oben) sollte es an den Bau von insgesamt drei Truhen gehen, die ganz unten im Regal Platz finden sollten. Aus demselben Material (18mm Multiplex) habe ich also Boden, Deckel und zwei Seiten ausgeschnitten, mit Aussparungen für Griffe. Selbsthaltende Klappenscharniere verhindern dabei ein Herunterfallen das Deckels. Um etwas Farbe in das spätere Kinderzimmer zu bringen, haben wir die Truhen in den drei Grundfarben lasiert und anschließend mit Klarlack überlackiert, um wie schon bei den Böden die Holzmaserung zu erhalten.

Mit den Maßen 60x40x30cm passen se genau unter den ersten Boden und können durch Filzgleiter recht leichtgänig bewegt werden. Auf dem ersten Boden widerrum finden sich kleinere, gekaufte Holzkisten wider, die in denselben, etwas aufgehellten Farben lasiert und lackiert wurden. Eine schmale Holzleiste (siehe Bilder oben) hindert die Kisten daran, einmal durch übereifrige Kinderhände herausgezogen zu werden. Auf der Ecke fand sogar noch der etwas sperrige Drucker einen passenden Platz, nachdem er beim Umzug bzw. der Verkleinerung des Computerstisches auf der Strecke blieb.

Die Teile der Truhen Klappenscharnier der Truhen

Eine fertige Truhe 

Damit war das Regal im unteren Teil mit reichlich Stauraum versorgt und die nächsthöhere Ebene sollte ebenfalls für literatur-fremde Dinge genutzt werden, nämlich unter Wiederverwertung der vier bereits vorhandenen Ikea Expedit Schubladeneinsätze. Da diese aber schwarz laminierte Fronten haben, die so garnicht zum ansonsten sehr bunten Farbkonzept passen wollten und sie in der Tiefe auch etwas gekürzt werden mussten, habe ich aus Leimholzbrettern neue Fronten angefertigt. Etwas aufgehellt in denselben Farben lackiert, waren die neuen Fronten wegen der knappen Maße etwas fummelig anzubringen. Doch auch mit etwas krummen Spaltmaßen machten sich die neuen Fronten ganz gut, nicht zuletzt wegen den ausgefallenen Keramikgriffen, die meine bezaubernde Frau ausgesucht hat.

Die Schubladenfronten  Zusammenbau der Schubladen Die eingebauten Schubladen  

Nun fehlten zum endgültigen Abschluss nur noch die Rohrendstücke auf dem obersten Regalboden, unter Zuhilfenahme von 90°-Winkeln, sowie die Bestückung der Blumentöpfe mit passenden Pflanzen. U.a. wählten wir Elefantenfuß und Efeu, möglichst passend zur jeweiligen Position im Regal. Nach dem Einräumen der Bücher, Ordner, Comics, Reiseführer und sonstigen Schriftstücken konnten wir endlich einen abschließenden Blick auf das aufwendige Projekt werfen, das wir getrost als rundum gelungen bezichnen konnten:

Regelabschluss oben Bepflanzung des Regals Das fertige Regal Das fertige Regal