Japan #2: Kyushu - Vulkane, Onsen und die Kirschblüte
Da wir doch den „langsamsten“ Shinkansen von Osaka nach Fukuoka genommen hatten, war die Reise etwas länger als erwartet. Ein köstliches Abendessen mit einer japanischen Bekannten hat das aber wieder mehr als wett gemacht. Da wir zwei Nächte in Fukuoaka bleiben würden, gab uns das genügend Zeit die Stadt ein bisschen zu erkunden, die jetzt, zur Zeit der Kirschblüte, in besonderem Glanz erstrahlt:
Die allgegenwärtigen Kirschbäume beginnen im Süden Japans immer etwas früher zu blühen, meist Ende März, und die Blüte bewegt sich dann langsam nordwärts bis sie im Mai auch Hokkaido im äußersten Norden des Landes erreicht. Nicht zuletzt deshalb haben wir uns entschieden erstmal in den Süden zu fahren und das Land dann Richtung Norden zu bereisen. So standen unsere Chancen gut, die schönste Seite Japans möglichst oft genießen zu können.
Da die Blüte dieses Jahr auch relativ früh ausfiel, hatten wir bereits in Fukuoaka das Vergnügen die weiß blühenden Bäume in voller Blüte zu erleben. Während der Blüte ist das Land im Ausnahmezustand: Es gibt Vorhersagen im Fernsehen, Wettbewerbe für das beste Foto, und die Lieblingsbeschäftigung der Japaner zu dieser Zeit ist sicherlich das Hana-mi. Wörtlich übersetzt als „Kirschblütenschau“ handelt es sich hierbei um ein gemütliches Picknick unter den Kirschbäumen mit leckerem Essen und natürlich Sake, dem japanischen Reiswein. Sogar ganze Firmenessen werden gelegentlich so abgehalten.
Auch wir hatten bei noch etwas kühlem Wetter die Gelegenheit zum Hana-mi und in manchen Parks war trotz des Werktags bereits viel los. Am Wochenende ist die ganze Stadt in den Parks unter den Bäumen.
Nach einem weiteren köstlichen Essen am Abend ging es am nächsten Tag mit einer kurzen Fahr nach Kumamoto, an der westlichen Küste Kyushus gelegen. Eigentlich als Zwischenstopp auf dem Weg nach Beppu an der östlichen Küste gedacht, beeindruckte uns die Stadt durch noch mehr Kirschblüte und ein großartiges Schloss.
Wie viele Schlösser in Japan wurde auch das in Kumamoto in der Vergangenheit zerstört und im 20. Jhd. restauriert. Dies merkt man dem vielen Beton im Inneren auch an, von außen jedoch war es atemberaubend. Durch viele gestufte und im perfekten Winkel gebaute Wälle sowie zahlreiche Geschütztürme galt das Schloss zu seiner Zeit als uneinnehmbar. Die vielen blühenden Kirschbäume taten ihr übriges und erlaubten uns einige typisch japanische Motive festzuhalten:
Im Anschluss an das restaurierte Schloss hatten wir aber auch noch die Gelegenheit das authentische, erhaltene Haus des damaligen Daimyo (Feudalherr unter dem Shogun) zu besichtigen, um uns einen Eindruck vom häuslichen Leben im Japan der Edo-Zeit (1603 – 1868) zu machen.
Nach dem langen Spaziergang aßen wir auch in Kumamoto wieder köstlich und ließen den Abend mit ein paar leckeren japanischen Bierchen ausklingen. Am nächsten Tag stand uns eine relativ frühe Fahrt zum Vulkan Aso bevor und die Anschließende Weiterfahrt in den Badeort Beppu.
Die in der Vergangenheit mehrfachen Ausbrüche des Aso-san, darunter auch einer der größten Vulkanausbrüche überhaupt, hinterließen eine riesige Caldera dessen Rand heute fünf kleinere, inaktive Vulkane enthält und einen aktiven Krater in der Mitte, das Ziel unseres Zwischenstopps in Aso.
Aso selbst ist per Lokalzug zu erreichen, der Berg per Bus und der Krater per Seilbahn. Oben angekommen zeugt dichter Schwefeldampf von der deutlichen Aktivität des Vulkans, der 1990 das letzte Mal ausgebrochen ist. Der türkisblaue See im Krater war wegen des Dampfes aber kaum zu sehen.
Nach einem kleinen Snack am Krater ging es auch schon wieder nach unten zum Bahnhof und von dort aus Richtung Beppu. Leider hat ein starker Taifun 2011 viele Teile der Gleisverbindung durch Regen und Erdrutsche so stark beschädigt, dass sie heute noch repariert werden müssen und wir somit für einen Teil der Strecke einen Ersatzbus nehmen mussten.
Nach mehrmaligem Umsteigen und insgesamt doch länglicher Fahrzeit kamen wir schließlich in Beppu an und konnten es uns in einem traditionell japanischen Tatami-Zimmer eines Ryokans gemütlich machen. Hier bot sich uns auch die Möglichkeit für eine knappe Stunde ein kleines privates Onsen zu beanspruchen.
Onsen sind (sehr) heiße Bäder vergleichbar mit einer Therme bei uns. In der Regel sind sie öffentlich und nach Geschlechtern getrennt, manchmal auch im Freien und mixed, letzteres dann aber mit Badebekleidung (sonst eben nackt). Der Hauptunterschied zu öffentlichen Bädern bei uns besteht allerdings darin, dass man sich vor dem Bad bereits gründlich wäscht oder duscht, das Badewasser somit immer sauber bleibt.
Wir konnten aber in einem Mini-Onsen ganz für uns alleine entspannt baden und haben uns im Anschluss ein tolles Restaurant für den Abschluss des Abends gesucht. Hier gab es wieder allerhand leckeres Essen, wie bisher jeden Tag in Japan, so dass uns immer mehr Bange wird vor dem Blick auf die Waage zuhause in Deuschland. Am nächsten Morgen geht es gleich weiter auf die Hauptinsel Japans, Honshu, nach Hiroshima, das ja als das erste Ziel eines Atombombeneinsatzes eine traurige Geschichte hinter sich hat, heute aber eine moderne und lebenslustige Stadt sein soll.