Es hat etws gedauert mit dem nächsten Post, da die Internetverbindung in der traditionellen Unterkunft in Kyoto nur sehr eingeschränkt möglich war. Mitlwerweile bereits in Ise angekommen habe ich aber schießlich die Möglichkeit den Reisebericht fortzusetzen ...
Angekommen in Hiroshima machten wir uns gleich auf den Weg die Stadt zu erkunden, da wir nur eine Nacht bleiben würden und am nächsten Tag noch ein anderes Ziel auf dem Programm stand. Die Stadt hat am Ende des zweiten Weltkrieges natürlich traurige Berühmtheit erlangt als Ziel des ersten kriegerischen Einsatzes einer Atombombe. Dieses Ereignis spielt auch die zentrale Rolle in den Sehenswürdigkeiten der Stadt.
So besuchten wir zuerst den Peace Memorial Park, wo verschiedene Denkmäler den Opfern der Atombombe gedenken. Neben dem Cenotaph, der den Japanern gedenkt, gibt es ein Kinder-Denkmal, ein koreanisches Denkmal (rund jeder zehnte Tote war ein koreanischer Zwangsarbeiter), die Friedensglocke und eine Flamme die solange brennen soll bis die letzte Atombombe der Welt zerstört wurde.
Aus dem Park heraus kann man bereits einen Blick auf die Überreste der „Industrial Promotion Hall“ am anderen Flussufer werfen, das einzige Gebäude nahe dem Hypozentrum der Explosion, das nicht vollständig zerstört wurde. Einige senkrechte Mauern und Teile der Kuppel haben der Bombe widerstanden und werden heute beständig im Zustand direkt nach der Explosion belassen bzw. restauriert. Das Gebäude ist heute als „Atomic Bomb Dome“ bekannt. Um sich eine Vorstellung der ungeheuren Zerstörungskraft der Bombe zu machen, gibt es nahe dem Dome eine Fotografie des Stadtteils nach der Explosion.
Unweit des Parks befindet sich auch der Schlosspark Hiroshimas mit dem rekonstruierten Schloss (das aber bereits vor der Atombombe zerstört wurde). Architktonisch ähnelt es dem bisher besichtigten Schloss in Kumamoto und dem folgenden (erhaltenen) Schloss in Himeji. Der schlosspark bietet auch hier zahlreiche Kirschbäume in voller Blüte die zum Entspannen unter ihnen einladen.
Den Abend in Hiroshima ließen wir mit einer weiteren japnaischen Spezialität ausklingen: Okonomiyaki. Im Prinzip sind es zwei Pfannkuchen deren Zwischenraum mit Zutaten nach Wahl gefüllt wird. Bei mir waren es u.a. gebratene Nudeln, Frühlingszwiebeln, Käse und eine spezielle, sehr leckere Soße. Das Ganze macht noch viel mehr satt als es aussieht, so dass ich mich trotz gutem Willen am Ende doch geschlagen geben musste.
Da unser nächstes Übernachtungsziel, Himeji, nicht sehr weit von Hiroshima entfernt liegt, hatten wir einen kleinen Halbtagesausflug nach Miyajima eingeplant. Die kleine Insel vor der Küste unweit von Hiroshima bietet eines der meistfotografierten Motive Japans: Ein „schwimmendes“ Tori (Eingangstor zu einem Schrein) im Wasser vor der Insel. Eigentlich steht es auf dem Meeresboden und bei Ebbe auch auf dem Trockenen, wir hatten aber das Glück es vom Wasser umringt zu sehen (zusammen mit gefühlt einer Million anderen Touristen).
Das Tor war früher die einzige Möglichkeit den auf Stelzen im Wasser gebauten Schrein zu besuchen (also per Boot), heute gibt es an der Küste der Insel weitere Tori um ihn auf dem Landweg zu betreten. Der Schrein selbst ist durch die leuchtend Rote Farbe recht beeindruckend und ganz nebenbei konnten wir auch eine Hochzeitsgesellschaft beobachten in zum Teil sehr prächtigen Kimonos (deren Preis sich zum Teil weit über dem eines aufwändigen Brautkleides in Deutschland bewegt).
Unser Highlight auf Miyajima und in der Region Hiroshima insgesamt war aber eine Ansammlung weiterer Schreine am Berghang der Insel gelegen, die neben den allgemein schön gestalteten Gebäuden und Gärten allerhand kurios gekleideter Statuen und sonstige kleine Schätze zu bieten hatte.
Nach der kurzen Fahrt mit der Fähre zurück auf die Hauptinsel Japans machten wir uns schließlich auf den Weg nach Himeji, wo wir das Sightseeing auf den nächsten Tag verschieben wollten und nur den Abend bei einem leckeren Essen ausklingen ließen.
Himeji hat v.a. einen großen Touristenmagneten zu bieten: Das erhaltene und mehrfach restaurierte weiße Schloss aus dem 16. Jhd. Wir hatten allerdings etwas Pech, da das prächtige Hauptgebäude, das Anfang der 60er Jahre zuletzt aufwendig restauriert wurde, von 2009 bis 2015 einer erneuten großen Restauration unterzogen wird und somit durch eine nicht besonders ansehnliche Industriehalle umhüllt wurde.
Doch man konnte die Halle besichtigen und die Restauration des Daches und obersten Stockwerkes begutachten. Aber auch die sonstigen Anlagen und Gärten des Schlosses boten allerhand schöne Ecken und Fotomotive zur Erkundung, so dass sich ein Besuch auch vor dem Ende der Restauration auf jeden Fall lohnt.
Neben Himeji war der Tag v.a. noch durch meinen 29. Geburtstag geprägt. Um diesen gebührend zu feiern, sind wir ins nahe gelegene Kobe weitergefahren um dort eines der hochgelobten Kobe-Steaks zur probieren. Die Stadt selbst ist sehr weltoffen und hat neben einem turbulenten Nachtleben nicht allzuviel sehenswertes zu bieten. Die Gegend um den Hafen ist aber allemal einen Blick wert, v.a. sobald es dunkel geworden ist:
Doch wir waren ja nicht zum Sightseeing nach Kobe gekommen, sondern um das wohl beste Fleisch der Welt zu verkosten: Kobe Beef. Das nach sehr strengen Regeln hergestellte Fleisch der japanischen Tajima-Rinder zeichnet sich durch eine starke Marmorierung aus, die das gesamte Fleisch durchzieht und es damit sehr zart macht. Außerdem bietet dieses Rindfleisch somit einen höheren, aber gleichmäßig verteilten, Fettanteil, wodurch es auch sehr intensiv schmeckt.
Ja nach der Qualitätsklasse können die Preise für 100g dieses exklusiven Fleisches auch schon mal 100€ übersteigen, wodurch sich mancher zurecht fragt ob einem ein Abendessen diesen Preis Wert ist. Wir haben uns für ein Restaurant entschieden, das seit dem 19. Jhd. Bestand hat und hochqualitatives aber noch vertretbar teures Fleisch serviert.
Jeder Gast wird auf der heißen Platte vor dem eigenen Platz von einem Chef bekocht, der das Fleisch häppchenweise (wegen den Essstäbchen) und in mehreren "Gängen" in langsamer Abfolge (damit nie etwas kalt wird) serviert. Dazu gab es angebratenes Gemüse, Knoblauch-Chips, Salz, Pfeffer und Wasabi oder wahlweise ein ganzes Menu mit Entrée, Suppe, Salat und Desert zusätzlich.
Was soll ich sagen, die bereits hohen Erwartungen wurden nochmal bei weitem übertroffen. Es war vielleicht das beste Geschackserlebnis meines bisherigen Lebens, sicher aber das mit Abstand beste Fleischgericht das ich je essen durfte. Sicher kein Gericht um es häufiger zu essen (schon rein preislich nicht), aber ich kann nur jedem Empfehlen diese Erfahrung einmal zu machen, am besten natürlich während einer Japanreise.
Nach diesem gelungen Geburtstagsdinner und weiterem Highlight unserer Reise brachen wir am nächsten Tag auf nach Kyoto. Natürlich folgt der Bericht über die langjährige Kaiserstadt sobald wie möglich!