Shanghai

  • Posted on: 30 April 2013
  • By: hurz

Das letzte Ziel unserer Reise sollte Shanghai sein. Die chinesische Metropole fasziniert zwar ähnlich wie Japan durch ihre Hypermoderne jedoch mit wenig Rücksicht auf die alte Kultur. Das irre Wachstum der Stadt fordert seinen Preis und so verschwinden ganze Stadtviertel und eingelebte Gemeinschaften um modernen Hochhäusern Platz zu machen. Das beste Beispiel für den rasanten Wandel ist der Stadtteil Pudong: Wo 1990 noch Reisfelder waren steht heute eine der beeindruckendsten Skylines der Welt. Und nächstes Jahr wird sie wieder anders aussehen, wie man nicht zuletzt am Bau des neuen, zweithöchsten Gebäudes der Welt erkennen kann:

Pudong vom Bund in Shanghai

Nur wenige hundert Meter vom glitzernden Pudong entfernt kann es aber auch ganz anders aussehen. Hier zeigen sich die weniger schönen Zeichen des Wandels: Häuser-Ruinen die auf ihre endgültige Zerstörung warten um mehr Platz für neuen Lebensraum in der Vertikalen zu schaffen. 

Unaufhaltsamer Bauboom

Doch Shanghai bietet auch viele schöne Seiten, zum Teil Überbleibsel aus der Kolonialzeit, wie die französische Konzession mit ihren kleinen Gässchen, Boutiquen und Cafés oder die belebte Flusspromenade: Der Bund. Mit dem Shanghai Museum findet sich hier auch eine der beeindruckendsten Sammlungen chinesischer Kunst und Kultur. Der "Altstadt" hingegen sieht man die neue Fassade allerdings an, hier stehen kaum noch Originalgebäude und es wirkt zum Teil wie eine Vergnügungspark-Version des alten China, zumal sie voll von Geschäften für Touristen ist.

Das hervorragende Shanghai Museum In der französischen Konzession Blick aus der Shanghaier "Altstadt" auf den Shanghai Tower

Doch letztendlich beeindruckt Pudong dann doch am meisten. Die riesigen Wolkenkratzer hier stehen dicht an dicht: Hier der architektonisch wunderschöne Jin Mao Tower, der einer Pagode ähneln soll. Daneben das hochmoderne World Financial Center, auf Grund seiner Öffnung oben auch als "Flaschenöffner" bekannt, und wieder ganz in der Nähe der im Bau befindliche Shanghai Tower, der sich einmal wie ein Glas-Korkenzieher in die Höhe schrauben wird. Und dann ist da noch der exotische Oriental Pearl Tower, der trotz seiner rosa Kugeln doch irgendwie ins Stadtbild passt.

Nimmt man den rasend schnellen Aufzug zu den drei Aussichtsetagen des Flaschenöffners, offenbart sich v.a. von der höchsten, dem Gang im oberen Rand der Öffnung (inkl. Glasboden), ein atemberaubendes Panorama. V.a. bei Nacht könnte man mit dieser Aussicht Stunden verbingen:

Shanghai bei Nacht aus dem Financial Center

Den Abschluss der Reise stellte schließlich die Fahrt in der weltweit einzigartigen Magnetschwebebahn (Transrapid) zum Flughafen dar bevor wir den Rückflug zurück ins mitlerweile frühlingshafte Deutschland antraten. Es war eine wunderbare und wahnsinnig faszinierende Reise durch den fernen Osten und sollte hoffentlich nicht unsere letzte sein!

Japan #5: Hakone, Tokyo, Nikko

  • Posted on: 27 April 2013
  • By: hurz

Obwohl es jetzt durch den Einzug eines Hundebabys genug Trubel zuhause gibt (dazu später mehr), bin ich natürlich noch zwei abschließende Reiseberichte schuldig. Nachdem Besuch des Ise-Schreins machten wir uns also auf den Weg nach Hakone, einem Berg-Resort in der Nähe des berühmten Vulkans Fuji.

Unser Hotel war aber recht abenteuerlich zu erreichen. Zunächst mussten wir mit der Hakone-Tozan Railway, einer Bergbahn und Partner der schweizer Räthischen Bahn, über mehrere Wendestellen über 500 Höhenmeter mit teils 80 ‰ Steigung überwinden. Daraufhin wurde es zu steil und es ging mit einer Seilzugbahn weiter. Das letzte Stück zum Hotel mussten wir schließlich per Gondel überwinden. Dabei haben wir einen aktiven Vulkanhang überquert, der giftige Gase ausstößt und an dem Schwefel abgebaut wird.

Bergbahn nach Hakone  Weiter mit der Seilzugbahn  
Die letzten Meter mit der Gondel

Leider war der Fuji wie so oft wolkenverhangen, so dass wir ihn trotz der Nähe nicht zu Gesicht bekamen. Das hervorragende Hotel entschädigte uns dafür mit einem tollen Onsen (heißen Bad) und einem sehr leckeren 8(!)-Gänge Menu zum Abendessen. Am nächsten Morgen mussten wir den Berg wieder hinunter zur Shinkansen-Station und düsten los nach Tokyo. Es sollte die letzte Fahrt mit einer der Langnasen werden und mir gelang zum Abschluss eine Aufnahme des Schnellzuges bei schneller Durchfahrt.

Die größte Metropolregion der Welt (ca. 35 Mio. Einwohner!) beeindruckte bereits bei der Ankunft durch die nicht enden wollenden Häuserschluchten und großen Menschenmassen. Um gleich tiefer in den Trubel der Großstadt einzutauchen, fuhren wir als erstes Ziel in Tokyo den sehr belebten Stadtteil Shibuya an. Beim U-Bahnausgang Hachiko steht die Statue des gleichnamigen Hundes, der auch nach dem Tod seines Herrchens weiterhin jeden Tag zum Bahnhof kam und auf ihn wartete.

Ein Shinkansen N700 bei der Durchfahrt   Die berühmte Shibuya-Kreuzung

Die viel frequentierte Kreuzung neben der Statue ist weltbekannt aus Film und Fernsehen und wird oft mit dem Time Square in New York verglichen. An ihr schalten alle Fußgängerampeln gleichzeitig und erlauben so riesigen Menschenmassen die gleichzeitige Überquerung aller Straßen. Shibuya besuchten wir auch am darauffolgenden Abend, da es hier zahlreiche Restaurants und Kneipen gibt, man den Abend also gut ausklingen lassen kann. Selbst ein Dönerverkäufer findet sich hier im fernen Japan mitten in einer Einkaufsmeile:

Döner-Verkäufer in Shibuya

Zwischen Shibuya und Shinjuku (dem verkehrsreichsten Bahnhof der Welt) befindet sich der Yoyogi-Park mit dem Meiji-Schrein. Leider erwischte uns bei dessen Besuch der Regen, so dass wir aus verschiedenen Unterständen nur wenig Lust auf das Fotografieren hatten. Auf den Yoyogi-Park folgte am nächsten (sonnigen) Tag der Park mit dem Kaiserpalast. Der Palast steht auf dem Gelände des ehemaligen Schlosses Edo (Residenz des Shoguns bis zur Meijirevolution), darf aber als heutige Residenz des göttlichen Kaisers leider nicht besichtigt werden.

Sake-Fässer im Yoyogi-Park   Regen am Meiji-Schrein

Da wir die hohen Kosten für eine Aussicht vom Tokyo Tower oder dem neuen Tokyo Skytree (dem höchsten Turm der Welt) scheuten, beschlossen wir eine praktische, kostenlose Möglichkeit zu nutzen: Das Gebäude der Stadtverwaltung von Tokyo in Shinjuku. Seine zwei Zwillingstürme sind ebenfalls sehr hoch und bieten eine hervorragende Aussicht über die riesige Stadt. Sogar der Fuji war von dort oben in der Ferne leicht zu sehen.

Am vorletzten Tag unseres Japanurlaubs sahen wir uns schließlich noch die Stadtteile Akihabara und Asakusa an. Ersterer ist v.a. wegen seiner Elektronik-Stadt bekannt, einigen Straßenzügen voll von Elektro-, Anime- und Mangaläden mit allerhand kuriosen Artikeln und Frauen in Schulmädchen-Uniform die die vornehmlich männlichen Kundschaft in die Läden locken will.

"Schulmädchen" in Akihabara

Asakusa andererseits bietet neben dem nahe gelegenen Skytree v.a. den buddhistischen Senso-Tempel, einen der schönsten Tempel Tokyos. Der Weg dorthin war allerdings von tausenden Touristen begangen und vielen kleinen Boutiquen (bzw. Touristen-Kitsch-Läden) gesäumt, was den Eindruck vom Tempel etwas dämpfte, aber wir sollten ja die vielleicht schönsten Schreine Japans gleich am nächsten Tag zu sehen bekommen, bei einem Tagesausflug nach Nikko. Auf der Zugfahrt zu der ca. 125 km nördlich von Tokyo gelegenen Stadt und am unserem mitlerweile letzten Tag in Japan, konnten wir endlich einen typisch japanischen Blick auf den majestätischen Fuji werfen, wenn auch nur aus dem Zug heraus.

Der Fuji aus dem Norden Tokyos

Nach der ca. zweistündigen Zugfahrt und einer kurzen Busfahrt zum Gelände des Weltkulturerbes konnten wir in einem ausgiebigen Spaziergang zahlreiche Schreine bewundern. Das besondere an Nikkos Schreinen - und im starken Gegensatz zu Ise - ist ihre prächtige Verzierung und die fein gearbeiteten Hozschnitzereien. Nikko ist auch der Ort, der für die berühmten drei Affen des Buddhismus bekannt ist, die besagen dass man nichts Böses hören, sehen, oder sagen soll.

Pagode des Toshogu-Schreins in Nikko   Die drei Affen des buddhistischen Gottes Vadjra

Wie so oft konnte man das noch prächtigere Innere aller Schreine nicht fotografieren. Hier bleibt wohl nur der eigene Besuch übrig. Neben den zahlreichen verschiedenen Schreinen befindet sich in Nikko auch das Mausoleum von Ieyasu Tokugawa, dem Begründer des Tokugawa-Shogunats, das das Land in der Edo-Zeit (1603 - 1868) vom heutigen Tokyo aus regierte während der weitgehend entmachtete Kaiser in Kyoto residierte.

Das Mausoleum des Shoguns Tokugawa Ieyasu  Shinkyo-Brücke in Nikko 

Zum Abschluss unseres Rundgangs in Nikko gings noch an der schönen Shinkyo-Brücke vorbei und zurück zum Bahnhof. Da es noch nicht so spät war nahmen wir uns auf der Rückfahrt vor, Tokyos Skyline bei Nacht zu sehen vom anderen Ende der Rainbow-Brücke in der Tokyo Bay. Hier kauften wir noch eine Decke und ein Kissen für unsere zukünftige Hundedame und aßen in einem Restaurant mit einem der besten Blicke auf das Zentrum Tokyos:

Skyline Tokyo bei Nacht

Insgesamt also ein gelungener Abschluss der Japanreise und wir würden das Land und v.a. sein Essen sicherlich vermissen. Wir waren uns aber auch einig, dass es nicht unser letzter Besuch in diesem faszinierenen Land sein würde. Am nächsten Morgen ging es bereits zum recht weit entfernten Flughafen in Narita um die Reise um noch ein paar Tage in Shanghai zu verlängern, doch dazu mehr im nächsten Beitrag.

Japan #4: Kyoto & Ise

  • Posted on: 15 April 2013
  • By: hurz

Mitlerweile wieder zuhause zieht sich der Reisebericht wie immer noch länger hin, ich will ihn aber natürlich trotzdem zuende bringen ...

Da waren wir nun in Kyoto, der - nach Nara im Jahre 794 und vor Tokyo im Jahre 1868 - langjährigen Kaiser- und Hauptstadt und einer der schönsten Städte Japans. Da wir um die Mittagszeit in unserem Ryokan, also einer Unterkunft mit traditionell japanischen Zimmern, ankamen, beschlossen wir den Rest des Tages auszunutzen und noch ein paar Sehenswürdigkeiten in der Nähe anzusehen. 

Wir starteten im Garten des alten Kaiserpalastes, der zunächst etwas unspektakulär schien, zumal man den Palast selbst nur bei vorheriger Anmeldung besichtigen dürfte. Im nördlichen Teil des Parkes offenbarte sich uns dann aber doch eine wunderschöne Ecke mit vielen großen Kirschbäumen in voller Blüte: 

Im Park des Kaiserpalastes  Eines der Tore zum Kaiserpalast in Tokyo  Im Park des Kaiserpalastes

Am ersten Abend in Kyoto schlenderten wir noch durch die Einkaufsmeile im Stadtzentrum, die viele kleine Boutiquen für den Kauf von Souvenirs  sowie zahlreiche Restaurants beherbergt, und schlossen den Abend wie immer bei einem leckeren Essen und Bierchen ab. 

Am nächsten Vormittag besuchten wir den berühmten Bambuswald in Arashiyama nahe Kyoto. Der bei uns eher dekorativ und sehr vereinzelt verwendete Bambus wächst hier dicht an dicht geschätzte 20-30m hoch und dick wie ein Baumstamm. In der Umgebung gibt es zahlreiche Tempel die man in einem großen Rundgang besichtigen könnte.

Bambuswald nahe Kyoto  Bambuswald nahe Kyoto

Wir beschlossen dann aber wieder in die Stadt zu fahren und den ebenfalls viel besuchten goldenen Pavillon (Kinkaku-ji) im Nordwesten Kyotos zu besichtigen. Wie an allen beliebten Sehenswürdigkeiten in Kyoto schlängeln sich auch hier tausende Touristen aus aller Welt über die angelegten Wege, was den Eindruck vom ansonsten schönen Tempel und Garten etwas dämpft.

Goldener Pavillon in Kyoto
 

Im Anschluss wollten wir uns eigentlich die Residenz des berühmten Shoguns Tokugawa, Schloss Nijo, ansehen, doch wir waren zu spät für die regulären Öffnungszeiten und beschlossen stattdessen am nächsten Tag die derzeit stattfindende Nachtbesichtigung mit spezieller Beleuchtung zu machen, doch dazu weiter unten mehr.

Die verbleibende Zeit nutzten wir um typisch japanische Handwerkskunst und andere Mitbringsel für euch in Deutschland einzukaufen. Somit war der zweite Tag auch schon wieder vorbei und es blieb natürlich wieder nur eines übrig ... das leckere Abendessen als Abschluss des Tages.

Der nächste (und letzte) Tag in Kyoto war v.a. durch einen Spaziergang durch den Stadtteil Higashiyama geprägt, der viele Tempel und Straßen mit alten Häusern enthält und somit ein Blick auf das Kyoto der Edo- und Meiji-Zeit erlaubt, zumindest wenn man gedanklich die vielen Souvenirläden und Getränkeautomaten ausblendet.

Räucherstäbchen vor einem Tempel in Kyoto   Gigantisches Eingangstor zum Chios-Tempel
Altes und neues Kyoto

Unter den zahlreichen Tempeln befindet sich hier auch Chion-in, der Haupttempel der Jodo-Buddhismus, dessen gigantischen Eingangstor (der größte in Japan) beeindruckte. Der Tempel selbst wurde leider gerade – wie schon das Schloss Himeji – einer Restauration unterzogen und war deshalb von einer großen Halle umhüllt.

Am Abend trafen wir noch eine japanische Freundin aus München und besuchten mit ihr die oben erwähnte, speziell beleuchtete Nachtausstellung rund um das Schloss Nijo. Neben vielen künstlerischen Laternen am Wegesrand und anderen Lichtinstallationen beeindruckte hier v.a. die Beleuchtung der Kirschbäume, die einen nochmal anderen Blick auf die prächtige Kirschblüte gewährte.

Schloss Nijo bei Nacht Nachbeleuchtung beim Schloss Nijo Nachbeleuchtung beim Schloss Nijo

Nach einem abermaligen, leckeren Abendessen war es aber auch schon wieder an der Zeit die Koffer zu packen, für die nächste Station am nächsten Tag: Ise. Die kleine Stadt auf der ???-Halbinsel ist in Japan v.a. wegen einem berühmt: Dem wichtigsten Shinto-Schrein Japans.

Der Schrein besteht eigentlich aus zwei Gruppen von Schreinen, unterteilt in einen „äußeren“ Schrein und einen „inneren“ Schrei. Der äußere ist den Göttern des Essens, der Kleidung und Behausung gewidmet. Der innere der wichtigsten Göttin und Mutter des Landes Japan: Amaterasu, der Sonnengöttin. Das betreten der Hauptgebäude der Schreine ist allerdings nur hohen Shinto-Priestern und der kaiserlichen Familie (der Tenno soll ja von Gott abstammen) gestattet, wodurch des uns „Normalsterblichen“ nicht möglich ist, die innere Gestaltung der Schreine zu bewundern.

Was die Schreine in Ise allerdings von anderen, teils sehr prächtigen, Schreinen in Japan hervorhebt, ist ihre Schlichtheit. Ganz aus Holz gebaut mit altmodischen Schilf-Dächern verzichten sie weitestgehend auf jegliche Verzierung, von dem vergoldeten Balken auf dem Dach einmal abgesehen.

Einer der Schreine in Ise   Ein neu gebauter Schrein in Ise

Eine weitere Besonderheit dieses Shinto-Schreins ist, dass der Glaube es vorschreibt, den Schrein alle 20 Jahre an einem neuen Ort neu aufbauen zu müssen. Dies ist das letzte Mal 1993 geschehen, wodurch es dieses Jahr wieder an der Zeit ist, alle Gebäude der Schreine wieder aufzubauen. Das konnte man recht ansehnlich beobachten, da nahe neben den nun 20 Jahre „alten“ Gebäuden bereits Baustellen zum Aufbau der neuen Gebäude und teilweise fertige Schreine waren, aus hellem, unverwittertem Holz. 

In der Nähe von Ise befindet sich noch eine weitere kleine Sehenswürdigkeit, nämlich in dem kleinen Örtchen Futami. Dort gibt es am Strand zwei Felsen (die auch nur bei Flut wirklich im Meer sind), die Mann und Frau symbolisieren sollen und durch eine Leine in „Ehe“ miteinander verbunden sind. Diese Leine wird alljährlich neu geknüpft und zwischen den Felsen angebracht. Auf die richtige Weise fotografiert könnte man meinen sie wären größer als die wenigen Meter die sie wirklich groß sind:

Verheiratete Felsen in Futami

Nach einem wieder einmal gelungenen Abendessen wurden wieder einal die Sachen gepackt und am nächsten Morgen ging es auf nach Hakone, unserer vorletzten Station in Japan...

Japan #3: Hiroshima, Himeji, Kobe und die 29

  • Posted on: 4 April 2013
  • By: hurz

Es hat etws gedauert mit dem nächsten Post, da die Internetverbindung in der traditionellen Unterkunft in Kyoto nur sehr eingeschränkt möglich war. Mitlwerweile bereits in Ise angekommen habe ich aber schießlich die Möglichkeit den Reisebericht fortzusetzen ...

Angekommen in Hiroshima machten wir uns gleich auf den Weg die Stadt zu erkunden, da wir nur eine Nacht bleiben würden und am nächsten Tag noch ein anderes Ziel auf dem Programm stand. Die Stadt hat am Ende des zweiten Weltkrieges natürlich traurige Berühmtheit erlangt als Ziel des ersten kriegerischen Einsatzes einer Atombombe. Dieses Ereignis spielt auch die zentrale Rolle in den Sehenswürdigkeiten der Stadt. 

So besuchten wir zuerst den Peace Memorial Park, wo verschiedene Denkmäler den Opfern der Atombombe gedenken. Neben dem Cenotaph, der den Japanern gedenkt, gibt es ein Kinder-Denkmal, ein koreanisches Denkmal (rund jeder zehnte Tote war ein koreanischer Zwangsarbeiter), die Friedensglocke und eine Flamme die solange brennen soll bis die letzte Atombombe der Welt zerstört wurde.

Blick auf den Friedenspark in Hiroshima

Aus dem Park heraus kann man bereits einen Blick auf die Überreste der „Industrial Promotion Hall“ am anderen Flussufer werfen, das einzige Gebäude nahe dem Hypozentrum der Explosion, das nicht vollständig zerstört wurde. Einige senkrechte Mauern und Teile der Kuppel haben der Bombe widerstanden und werden heute beständig im Zustand direkt nach der Explosion belassen bzw. restauriert. Das Gebäude ist heute als „Atomic Bomb Dome“ bekannt. Um sich eine Vorstellung der ungeheuren Zerstörungskraft der Bombe zu machen, gibt es nahe dem Dome eine Fotografie des Stadtteils nach der Explosion.

Cenotaph, Friedensflamme und A-Bomb Dome  Hiroshima nach der Explosion der Atombombe  A-Bomb Dome in Hiroshima


Unweit des Parks befindet sich auch der Schlosspark Hiroshimas mit dem rekonstruierten Schloss (das aber bereits vor der Atombombe zerstört wurde). Architktonisch ähnelt es dem bisher besichtigten Schloss in Kumamoto und dem folgenden (erhaltenen) Schloss in Himeji. Der schlosspark bietet auch hier zahlreiche Kirschbäume in voller Blüte die zum Entspannen unter ihnen einladen.

Beim Schloss Hiroshima  Schloss Hiroshima

Den Abend in Hiroshima ließen wir mit einer weiteren japnaischen Spezialität ausklingen: Okonomiyaki. Im Prinzip sind es zwei Pfannkuchen deren Zwischenraum mit Zutaten nach Wahl gefüllt wird. Bei mir waren es u.a. gebratene Nudeln, Frühlingszwiebeln, Käse und eine spezielle, sehr leckere Soße. Das Ganze macht noch viel mehr satt als es aussieht, so dass ich mich trotz gutem Willen am Ende doch geschlagen geben musste.

Okonomiyaki

Da unser nächstes Übernachtungsziel, Himeji, nicht sehr weit von Hiroshima entfernt liegt, hatten wir einen kleinen Halbtagesausflug nach Miyajima eingeplant. Die kleine Insel vor der Küste unweit von Hiroshima bietet eines der meistfotografierten Motive Japans: Ein „schwimmendes“ Tori (Eingangstor zu einem Schrein) im Wasser vor der Insel. Eigentlich steht es auf dem Meeresboden und bei Ebbe auch auf dem Trockenen, wir hatten aber das Glück es vom Wasser umringt zu sehen (zusammen mit gefühlt einer Million anderen Touristen).

Das Tor war früher die einzige Möglichkeit den auf Stelzen im Wasser gebauten Schrein zu besuchen (also per Boot), heute gibt es an der Küste der Insel weitere Tori um ihn auf dem Landweg zu betreten. Der Schrein selbst ist durch die leuchtend Rote Farbe recht beeindruckend und ganz nebenbei konnten wir auch eine Hochzeitsgesellschaft beobachten in zum Teil sehr prächtigen Kimonos (deren Preis sich zum Teil weit über dem eines aufwändigen Brautkleides in Deutschland bewegt).

"Schwimmendes" Torii vor Miyajima

Unser Highlight auf Miyajima und in der Region Hiroshima insgesamt war aber eine Ansammlung weiterer Schreine am Berghang der Insel gelegen, die neben den allgemein schön gestalteten Gebäuden und Gärten allerhand kurios gekleideter Statuen und sonstige kleine Schätze zu bieten hatte.

Bei einem Schrein auf Miyajima   Bekleidete Buddhas auf Miyajima   Die Taho-To Pagode auf Miyajima

Nach der kurzen Fahrt mit der Fähre zurück auf die Hauptinsel Japans machten wir uns schließlich auf den Weg nach Himeji, wo wir das Sightseeing auf den nächsten Tag verschieben wollten und nur den Abend bei einem leckeren Essen ausklingen ließen.

Himeji hat v.a. einen großen Touristenmagneten zu bieten: Das erhaltene und mehrfach restaurierte weiße Schloss aus dem 16. Jhd. Wir hatten allerdings etwas Pech, da das prächtige Hauptgebäude, das Anfang der 60er Jahre zuletzt aufwendig restauriert wurde, von 2009 bis 2015 einer erneuten großen Restauration unterzogen wird und somit durch eine nicht besonders ansehnliche Industriehalle umhüllt wurde.

Doch man konnte die Halle besichtigen und die Restauration des Daches und obersten Stockwerkes begutachten. Aber auch die sonstigen Anlagen und Gärten des Schlosses boten allerhand schöne Ecken und Fotomotive zur Erkundung, so dass sich ein Besuch auch vor dem Ende der Restauration auf jeden Fall lohnt.

Blick aus einem der Frauenzimmer im Schloss Himeji  Einer der Türme im Schloss Himeji

Neben Himeji war der Tag v.a. noch durch meinen 29. Geburtstag geprägt. Um diesen gebührend zu feiern, sind wir ins nahe gelegene Kobe weitergefahren um dort eines der hochgelobten Kobe-Steaks zur probieren. Die Stadt selbst ist sehr weltoffen und hat neben einem turbulenten Nachtleben nicht allzuviel sehenswertes zu bieten. Die Gegend um den Hafen ist aber allemal einen Blick wert, v.a. sobald es dunkel geworden ist:

Hafen-Skyline von Kobe

Doch wir waren ja nicht zum Sightseeing nach Kobe gekommen, sondern um das wohl beste Fleisch der Welt zu verkosten: Kobe Beef. Das nach sehr strengen Regeln hergestellte Fleisch der japanischen Tajima-Rinder zeichnet sich durch eine starke Marmorierung aus, die das gesamte Fleisch durchzieht und es damit sehr zart macht. Außerdem bietet dieses Rindfleisch somit einen höheren, aber gleichmäßig verteilten, Fettanteil, wodurch es auch sehr intensiv schmeckt.

Ja nach der Qualitätsklasse können die Preise für 100g dieses exklusiven Fleisches auch schon mal 100€ übersteigen, wodurch sich mancher zurecht fragt ob einem ein Abendessen diesen Preis Wert ist. Wir haben uns für ein Restaurant entschieden, das seit dem 19. Jhd. Bestand hat und hochqualitatives aber noch vertretbar teures Fleisch serviert.

Jeder Gast wird auf der heißen Platte vor dem eigenen Platz von einem Chef bekocht, der das Fleisch häppchenweise (wegen den Essstäbchen) und in mehreren "Gängen" in langsamer Abfolge (damit nie etwas kalt wird) serviert. Dazu gab es angebratenes Gemüse, Knoblauch-Chips, Salz, Pfeffer und Wasabi oder wahlweise ein ganzes Menu mit Entrée, Suppe, Salat und Desert zusätzlich.

Kobe-Beef vom feinsten im "Moria"  Kobe-Beef vom feinsten im "Moria"
 

Was soll ich sagen, die bereits hohen Erwartungen wurden nochmal bei weitem übertroffen. Es war vielleicht das beste Geschackserlebnis meines bisherigen Lebens, sicher aber das mit Abstand beste Fleischgericht das ich je essen durfte. Sicher kein Gericht um es häufiger zu essen (schon rein preislich nicht), aber ich kann nur jedem Empfehlen diese Erfahrung einmal zu machen, am besten natürlich während einer Japanreise.

Nach diesem gelungen Geburtstagsdinner und weiterem Highlight unserer Reise brachen wir am nächsten Tag auf nach Kyoto. Natürlich folgt der Bericht über die langjährige Kaiserstadt sobald wie möglich!

Japan #2: Kyushu - Vulkane, Onsen und die Kirschblüte

  • Posted on: 30 March 2013
  • By: hurz

Da wir doch den „langsamsten“ Shinkansen von Osaka nach Fukuoka genommen hatten, war die Reise etwas länger als erwartet. Ein köstliches Abendessen mit einer japanischen Bekannten hat das aber wieder mehr als wett gemacht. Da wir zwei Nächte in Fukuoaka bleiben würden, gab uns das genügend Zeit die Stadt ein bisschen zu erkunden, die jetzt, zur Zeit der Kirschblüte, in besonderem Glanz erstrahlt:

Kirschblüte in Fukuoka
  

Die allgegenwärtigen Kirschbäume beginnen im Süden Japans immer etwas früher zu blühen, meist Ende März, und die Blüte bewegt sich dann langsam nordwärts bis sie im Mai auch Hokkaido im äußersten Norden des Landes erreicht. Nicht zuletzt deshalb haben wir uns entschieden erstmal in den Süden zu fahren und das Land dann Richtung Norden zu bereisen. So standen unsere Chancen gut, die schönste Seite Japans möglichst oft genießen zu können.

Da die Blüte dieses Jahr auch relativ früh ausfiel, hatten wir bereits in Fukuoaka das Vergnügen die weiß blühenden Bäume in voller Blüte zu erleben. Während der Blüte ist das Land im Ausnahmezustand: Es gibt Vorhersagen im Fernsehen, Wettbewerbe für das beste Foto, und die Lieblingsbeschäftigung der Japaner zu dieser Zeit ist sicherlich das Hana-mi. Wörtlich übersetzt als „Kirschblütenschau“ handelt es sich hierbei um ein gemütliches Picknick unter den Kirschbäumen mit leckerem Essen und natürlich Sake, dem japanischen Reiswein. Sogar ganze Firmenessen werden gelegentlich so abgehalten.

Auch wir hatten bei noch etwas kühlem Wetter die Gelegenheit zum Hana-mi und in manchen Parks war trotz des Werktags bereits viel los. Am Wochenende ist die ganze Stadt in den Parks unter den Bäumen.

Kirschblüte in Fukuoka Hana-mi in Fukuoaka Kirschblüte in Fukuoka

Nach einem weiteren köstlichen Essen am Abend ging es am nächsten Tag mit einer kurzen Fahr nach Kumamoto, an der westlichen Küste Kyushus gelegen. Eigentlich als Zwischenstopp auf dem Weg nach Beppu an der östlichen Küste gedacht, beeindruckte uns die Stadt durch noch mehr Kirschblüte und ein großartiges Schloss.

Wie viele Schlösser in Japan wurde auch das in Kumamoto in der Vergangenheit zerstört und im 20. Jhd. restauriert. Dies merkt man dem vielen Beton im Inneren auch an, von außen jedoch war es atemberaubend. Durch viele gestufte und im perfekten Winkel gebaute Wälle sowie zahlreiche Geschütztürme galt das Schloss zu seiner Zeit als uneinnehmbar. Die vielen blühenden Kirschbäume taten ihr übriges und erlaubten uns einige typisch japanische Motive festzuhalten:

Schloss Kumamoto

Im Anschluss an das restaurierte Schloss hatten wir aber auch noch die Gelegenheit das authentische, erhaltene Haus des damaligen Daimyo (Feudalherr unter dem Shogun) zu besichtigen, um uns einen Eindruck vom häuslichen Leben im Japan der Edo-Zeit (1603 – 1868) zu machen.

Haus der Edo-Zeit in Kumamoto

Nach dem langen Spaziergang aßen wir auch in Kumamoto wieder köstlich und ließen den Abend mit ein paar leckeren japanischen Bierchen ausklingen. Am nächsten Tag stand uns eine relativ frühe Fahrt zum Vulkan Aso bevor und die Anschließende Weiterfahrt in den Badeort Beppu. 

Die in der Vergangenheit mehrfachen Ausbrüche des Aso-san, darunter auch einer der größten Vulkanausbrüche überhaupt, hinterließen eine riesige Caldera dessen Rand heute fünf kleinere, inaktive Vulkane enthält und einen aktiven Krater in der Mitte, das Ziel unseres Zwischenstopps in Aso.

Aso selbst ist per Lokalzug zu erreichen, der Berg per Bus und der Krater per Seilbahn. Oben angekommen zeugt dichter Schwefeldampf von der deutlichen Aktivität des Vulkans, der 1990 das letzte Mal ausgebrochen ist. Der türkisblaue See im Krater war wegen des Dampfes aber kaum zu sehen.

Aktiver Krater des Vulkans Aso-san

Nach einem kleinen Snack am Krater ging es auch schon wieder nach unten zum Bahnhof und von dort aus Richtung Beppu. Leider hat ein starker Taifun 2011 viele Teile der Gleisverbindung durch Regen und Erdrutsche so stark beschädigt, dass sie heute noch repariert werden müssen und wir somit für einen Teil der Strecke einen Ersatzbus nehmen mussten. 

Nach mehrmaligem Umsteigen und insgesamt doch länglicher Fahrzeit kamen wir schließlich in Beppu an und konnten es uns in einem traditionell japanischen Tatami-Zimmer eines Ryokans gemütlich machen. Hier bot sich uns auch die Möglichkeit für eine knappe Stunde ein kleines privates Onsen zu beanspruchen. 

Onsen sind (sehr) heiße Bäder vergleichbar mit einer Therme bei uns. In der Regel sind sie öffentlich und nach Geschlechtern getrennt, manchmal auch im Freien und mixed, letzteres dann aber mit Badebekleidung (sonst eben nackt). Der Hauptunterschied zu öffentlichen Bädern bei uns besteht allerdings darin, dass man sich vor dem Bad bereits gründlich wäscht oder duscht, das Badewasser somit immer sauber bleibt.

Wir konnten aber in einem Mini-Onsen ganz für uns alleine entspannt baden und haben uns im Anschluss ein tolles Restaurant für den Abschluss des Abends gesucht. Hier gab es wieder allerhand leckeres Essen, wie bisher jeden Tag in Japan, so dass uns immer mehr Bange wird vor dem Blick auf die Waage zuhause in Deuschland. Am nächsten Morgen geht es gleich weiter auf die Hauptinsel Japans, Honshu, nach Hiroshima, das ja als das erste Ziel eines Atombombeneinsatzes eine traurige Geschichte hinter sich hat, heute aber eine moderne und lebenslustige Stadt sein soll.

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