Japan #1: Osaka und Nara

  • Posted on: 26 March 2013
  • By: hurz

Am Freitag hieß es „tschüss kaltes München“ und es ging über Peking ins ferne Japan, genauer nach Osaka, der ersten Station unserer ca. dreiwöchigen Rundreise. 

Als eine der größten japanischen Städte bietet Osaka v.a. ein belebtes Nachtleben, eines der größten Aquarien der Welt und eine faszinierende Fülle von modischen Variationen unter der – v.a. jugendlichen - einheimischen Bevölkerung.

Nach der Fahrt mit Zug und U-Bahn zum Hotel war nach der langen Flugreise jedoch erstmal ein Nickerchen angesagt. Danach schon die erste Herausforderung für einen westlichen Ausländer in Japan: Die Hightech-Toilette mit einstellbarer Sitzheizung, „Unterbodenwäsche“ und drei verschiedenen Spülungsarten:

High-tech Toilette

Den Klogang gemeistert  begaben wir uns am frühen Abend auf den Weg ins Zentrum und beschlossen, uns vom Dach des Umeda Sky Building einen Überblick über den Großraum Osaka zu verschaffen, zu dem auch Kobe und eine ganze Reihe weiterer Städte gehört. Auch die Fahrt vom 50km entfernten internationalen Flughafen führte uns ausschließlich durch ein nicht enden wollendes Meer von Häusern. Der Blick von der Aussichtsplattform in 170m Höhe bestätigte den Eindruck, standen wir doch in einem riesigen Meer von Lichtern:

HDR Panorama Osaka 1 HDR Panorama Osaka 2

Doch damit nicht genug, wir beschlossen uns im Stadtteil Dotombori einer Überdosis Sinneneindrücken auszusetzen. Das Übermaß an Neonreklamen, Spielhöllen, Bars, Restaurants und Menschenmengen in Partylaune lässt einen Ort wie den Times Square alt aussehen. Unser Reiseführer hat Recht mit dem Hinweis dass diese Straßenzüge an die belebten Straßen im Film Blade Runner erinnern.

Dotombori in Osaka  Hozen-Ji Tempel in Osaka

Nach einem leckeren Essen in einem der zahllosen Restaurants hier haben wir den Abend aber früh abgeschlossen, um unseren angestauten Schlafmangel aufholen zu können. Am nächsten Vormittag machten wir uns per Regionalzug auf den Weg ins nahe gelegene Nara, der ersten Hauptstadt des Landes (in den Jahren 710 – 785).

Nara bietet eine ganze Reihe beeindruckender Tempel im großen städtischen Park vertreut. Darunter ist auch das größte Holzgebäude der Welt, der Tempel Todai-Ji, der eine der größten Buddha-Statuen der Welt beherbergt. Schon das riesige Eingangstor zur Anlage mit seinen zwei aus Holz geschnitzten Wächter-Statuen weiß den Besucher zu beeindrucken, das Hauptgebäude dahinter macht in seinen Ausmaßen sprachlos, wenn man bedenkt dass es vollständig aus Holz gebaut wurde und in früheren Jahrhunderten sogar noch deutlich größer war.

Eingangstor zum Todai-Ji in Nara  Riesiger Buddha im Todai-Ji in Nara  Todai-Ji Haupthalle in Nara  

Im weiteren Rundgang durch den Park kann man weitere Tempelanlagen und hunderte Steinlaternen entlang der Wege bewundern. Über den Park verstreut gibt es auch unzählige zahme Rehe, die unter den Besuchermaßen durch die Straßen laufen und auf einen Leckerbissen hoffen, was zum Teil wirklich surreal wirkte.

Neugieriges Reh im Park von Nara   Laternen im Park von Nara

Zum Abschluss des Tagesausflugs nach Nara aßen wir Tempura und Yakitori in einem traditionell japanischen Restaurant. Da wir aber bereits früh am Abend wieder in Osaka eintrafen, beschlossen wir dem eingangs erwähnten Aquarium einen Besuch abzustatten.

Im Hafen von Osaka gelegen bietet das achtstöckige Gebäude einen riesigen zentralen Tank mit zahlreichen Rochen und Haien, einem Manta und sogar einem Walhai darin. Der Weg der Besucher führte vom obersten Stockwerk hinunter, mehrfach um diesen zentralen Tank herum und an anderen Tieren wie Ottern, Pinguinen und Delfinen vorbei bis in den Keller, wo man noch Quallen begutachten und einige Rochen und Haie streicheln kann.

 Walhai im Aquarium Osaka  Riesige Spinnen-Krabbe im Aquarium Osaka
 Qualle im Aquarium Osaka

Mit diesen zahlreichen Eindrücken schlossen wir den zweiten Abend in Osaka ab und bereiteten uns auf die Weiterreise am nächsten Tag in den Süden vor. Ein zweiwöchiger Bahnpass erlaubt uns, während unserer Hauptreisezeit, zwischen Osaka am Beginn und Tokyo am Ende der Reise, unbegrenzt vom gut ausgebauten japanischen Schienenverkehr Gebrauch zu machen.

So nahmen wir am Montag den Shinkansen-Schnellzug um die gut 600km weite Strecke von Osaka nach Fukuoka bequem und schnell zurückzulegen. Unsere Reise geht also auf der süflichen Insel Kyushu weiter, doch dazu später mehr.

Baubericht Ripol-Subwoofer

  • Posted on: 20 March 2013
  • By: hurz

Nach dem Bau der Heimkinoleinwand hatte ich mich Anfang des Jahres an ein weiteres Bastelprojekt gemacht: Zwei Ripol-Subwoofer.
Anders als die meisten konventionellen Konstruktionen (wie Closed Box, Bassreflex, Horn, etc.) handelt es sich beim Ripol um eine spezielle Form eines Dipolprinzips, patentiert von Axel Ridtahler. Eine Übersicht über verschiedene Konstruktionsmöglichkeiten gibt es recht anschaulich hier.

Ein paar Worte zum Ripol-Prinzip noch von mir:

Die gefaltete Schallwand eines Ripols ist in der Regel in Form eines W angeordnet in dem zwei Chassis gegenüber angeordnet sind (vgl. Bild im Link oben), er kann aber auch als halber Ripol (mit nur einem Chassi) in Form eines N konstruiert werden. Daraus resultieren einige Vorteile, aber auch Nachteile ggü. anderen Konstruktionen. 

So ergibt sich durch die kleine Frontöffnung und die hohe Auslenkung der Chassi-Membranen ein Druckkammereffekt der die Resonanzfrequenz der Chassis absenkt (anstatt sie wie bei anderen Konstruktionen zu erhöhen). Zudem löscht sich durch die Anordnung der Chassis und deren gleichphasige Ansteuerung der Schall auf deren Auslenkungsachse aus, so dass sich statt einer kugelförmigen Schallabstrahlung eine dipol-typische 8 ergibt mit einer Keule vor und einer hinter dem Subwoofer.

Da der rückwärtige Schall aber phasenverkehrt zum nach vorne abgestrahlten ist, löschen sich dessen Reflexionen mit den nach vorne abgestrahlten Anteilen teilweise aus, was eine geringere Anregung der Raummoden zur Folge hat. Somit ergibt sich eine zu allen Seiten gedämpte Basswiedergabe (was den Nachbarn evtl. zu Gute kommen dürfte), die aber leider auch nach vorne mit 6bB pro Meter in der Lautstärke abfällt. Ein weiterer Vorteil der exotischen Chassi-Anordnung ist die Impulskompensation, also die gegenseitige Auslöschung der Kräfte auf das Gehäuse, was zu sehr geringen Schwingungen führt.

Ein großer Nachteil dieses Prinzips ist der schwache Wirkungsgrad, was keine hohen Pegel erlaubt (für Wohnzimmerkinos aber auch meist nicht nötig) und der starke Pegelabfall mit dem Abstand.

Der Plan:

Die Ausgangslage mit dem SVS SB12+

Mit der Wohnzimmereinrichtung an der Fornt war ich bereits relativ zufrieden, ich fand aber dass sich der kleine SVS SB12Plus-Subwoofer etwas in den Massivholzmöbeln unter den Frontlautsprechern verlor, zumal ich auch nur einen hatte. Ich beschloss also den Freiraum dort besser zu nutzen und selbst Subwoofer einzubauen. Neben den oben genannten Vorteilen eines Ripols hatte ich mich auch deswegen für dieses Prinzip entschieden, weil es sehr wohnraumfreundlich ist und durch die an der Front fast unsichtbaren Chassis eher wie ein Möbel aussieht.

Für die Ripole selbst hatte ich Axel Ridtahler direkt kontaktiert. Er hat mich mit allerlei Informationen versorgt und mit ein Angebot für ausgewählte Chassis, zwei Korrekturschaltungen und einen Bauplan gemacht. Da ich das meiste aus dem vorhandenen Freiraum innerhalb des Möbels machen wollte (ca. 48x55x35 cm), hatte ich mich für einen gestapelten Doppelripol pro Seite entschieden, würde also insgesamt 8 Chassis benötigen. Jeweils zwei würden in Reihe und dann die zwei gestapelten Ripole parallel verschaltet werden. 

Für die "Innereien" war also gesorgt, fehlte noch das Wandmaterial und Kleinteile. MDF lag als Korpusmaterial nahe, da es gut zu verarbeiten und massiv (schwer) ist. Bei Verwendung von MDF würde sich aber die Frage stellen wie ich das Finish hinbekommen würde, v.a. da mir hochglanz-weißer Lack vorschwebte um mit dem restlichen Wohnzimmermobiliar zu harmonieren. Durch Glück im Unglück löste sich dieses Problem von selbst: Eines der gelieferten Wonzimmermöbel war auf der Front beschädigt. Ich durfte es behalten und bekam eine Ersatzlieferung, wodurch ich das beschädigte Möbel für mein Bauprojekt "ausschalchten" konnte. Der Korpus war passenderweise aus hochglanz-weiß lackiertem, 25mm dickem MDF gefertigt und bot 4 perfekte Ecken die ich für die Front der Ripole gut gebrauchen konnte:

Der intakte Korpus des beschädigten Möbels   Old-school Bauplan auf Millimeterpapier

Ich beschloss also diesen Korpus so sauber wie möglich zu zersägen um alle Wände für die Ripole zu erhalten. Ecken sollten größtenteils auf Gehrung gesägt und später verleimt werden, damit wenige hässlichen Schnittkanten sichtbar sind. Den Bauplan mit allen nötigen Maßen habe ich ganz altmodisch auf Millimeterpapier gekritzelt, kann aber die genauen Mße auf Grund Herrn Ridtahlers Patent nicht veröffentlichen.

Ich würde also pro Ripol-Stapel sieben dicke, vertikale Wandstücke benötigen und drei schmälere, horizontale Zwischenböden, die die drei Kammern jedes oberen Ripols vom unteren trennen sollen. Die zusätzlichen Deckel- und Bodenplatten würde ich benötigen, um eine Gesamthöhe von 53cm zu erreichen (nötig für die zwei Chassi-Durchmesser), weil der Möbelkorpus eine Tiefe von 50cm hatte. Für diese Böden sowie eine große Gesamt-Bodenplatte sollte ich praktischerweise die Einlegeböden des recycleten Möbelstücks verwenden können und so nochmal einen Kontrast zwischen jedem Ripolstapel und dem Boden schaffen. Dazu aber weiter unten mehr.

Baubeginn:

Das Projekt bot eine gute Gelegenheit, meine Heimwerker-Ausrüstung um ein weiteres sehr nützliches Werkzeug zu erweitern: Eine Handkreissäge. Mit ihr gelangen die Zuschnitte des lackierten MDF kinderleicht und sehr sauber, selbst die 45°-Gehrungsschnitte für die Verleimung in den Ecken. Nach dem ersten Zuschnitt der 14 senkrechten Teile war es an der Zeit für einen Probe-Aufbau:

Erstes Zusammenstellen der Zuschnitte

Das längere Rückenteil berücksichtigt den erwähnten Deckel und Boden jeder Ripolhälfte, wie später zu sehen sein wird. Die unangetasteten Ecken des alten Korpus machen sich gut an der Front und sind weit besser verarbeitet als ich es je in Eigenregie schaffen könnte. Fürs erste sah es also gut aus, die Zuschnitte passten. Es konnte also an die Kreisausschnitte und das Verleimen bzw. Verkleben gehen (Lack auf Lack bzw. Holz auf Lack lässt sich nicht leimen.

Aus den Flächen zur inneren Kammer hin musste ich, mangels passendem Fräskopf und weil ich noch mehr MDF-Staub vermeiden wollte, die großen Kreisausschnitte per Kreissäge vornehmen. Die kleineren Ausschnitte für die Magnete in der nächsten Zwischenwand wurden ebenso vorgenommen. Perfekt rund sind die Öffnungen nicht geworden, aber sie würden ja später von den Chassis verdeckt bzw. von außen nicht einsehbar sein.

Was das passende Verleimen betrifft habe ich für die Stoßverbindungen normale Holzdübel verwendet, für die Gehrungsschnitte Lamellos. Letztzere um die Kanten möglichst perfekt zu bekommen, obwohl sie auf der Rückseite des Subwoofers später eh nicht sichbar sind. So konnte ich die Parallelflächen jeweils einer Doppel-Ripolseite mit einem schmalen Zwischenbrettchen zum ersten Schritt zusammenfügen:

Eine Ripolhälfte entsteht

Nach dem Hinzufügen einer der schmäleren, äußeren Rückwände war ich neugierig wie sich die Chassis probeweise in den Ripol einfügen. Wie man im Folgenden sieht ist der Platz für die Größe der Chassis sehr knapp bemessen, was dem oben beschriebenen Prinzip des Ripols zu verschulden ist. Dies führt auch dazu, dass die Magnete der Chassis durch die Außenflächen des Ripols geführt werden müssen.

Probeweises Einsetzen der Chassis

Diese Art des Einbaus führt zu einem weiteren Problem: Um den nötigen Druck für eine saubere Basswiedergabe in dem kammern erzeugen zu können, müssen alle Öffnungen bis auf die der jeweiligen Kammer selbst luftdicht verschlossen sein. Bei den Chassis-Ausschnitten habe ich dazu Fensterdichtband (tesamoll) verwendet. An allen Kanten wo Teile aufeinandertreffen habe ich zudem alle Fugen mit weißem Sanitärsilikon verschlossen. Das ergab nebenbei auch noch ein ansehnlicheres Finish.

Auf dem jeweiligen linken Seitenteil jedes Ripol-Stapels fand dann auch die Korrekturschaltung von Herrn Ridtahler platz, die einen ungewünschten Nebeneffekt des Ripol-Prinzips unterdrückt: Durch die gefaltete Schallwand und die kleinen Dimensionen der Kammern kommt es zu Gehäuseresonanzen im Bereich über 200Hz. Diese können so stark ausfallen, dass sie sich ohne Korrekturschaltung selbst bis in Musikpassagen um 100Hz hinunter bemerkbar machen können

Die später unsichtbare Außenseite mit Korrekturschaltung

Nach dem Anschrauben der kleinen Boden- und Deckenplatten und der Platzierung der Schaltung sowie einer unauffällig angebrachten Innenverabelung, konnten die Chassis final eingesetzt werden. Schließlich musste die mittlere Rückwand verleimt und in bzw. an ihr die Lautsprecher-Terminals und die elektrische Verbindung zur rechten Ripolseite angebracht werden.

Die linke Seite des Ripolstapels war somit fertig und konnte auf einen der Einlegeböden als Bodenplatte geschraubt werden. Die rechte Seite des Ripols habe ich auf diesselbe Art gebaut (ohne Korrekturschaltung) und zunächst beweglich neben der linken Seite platziert. Ein kleines Detail fehlte nämlich noch zur endgültigen Fixierung: Ein herausnehmbarer Mittelsteg um auch einmal den Ausbau eines Chassis zu erlauben. Auch hier habe ich zur Abdichtung der unvermeidlichen Fugen Fensterdichtband verwendet.

Rechte Hälfte und Bodenplatte

Integration in die Wohnmöbel:

Was nun noch zum Abschluss der Bauphase fehlte war die Integration der Ripole in ihre jeweiligen Gegenstücke, die Massivholzmöbel aus dem ersten Bild oben. Nun sollte sich zeigen wie genau ich geplant, gemessen und gebaut hatte. Nach einem ersten Test bestätigte sich was ich aus den Maßen schon ahnte: Die Gesamthöhe des Ripolstapels von etwa 53cm hinterließ eine unschöne Lücke in der 55cm hohen, lichten Höhe des Möbels.

Die Beine des Möbels mussten also kurzerhand gekürzt werden. Ein anschließendes Dämmen aller Verbindungsstellen des Ripols zum ihn umgebenden Möbel mit dem bereits bewährten Fensterdichtband sollte für eine leichte Entkopplung des sowieso schwingungsarmen Ripols vom Möbel sorgen, da auf der Geamtkonstruktion die Frontlautsprecher unbeeindruckt wie bisher spielen sollten. Nach einem knappen aber gut passenden Einbringen des Ripols in das angepasste Möbel und dem Anschrauben durch die Bodenplatte fehlte nur nach ein Bestücken der Bodenplatte mit Filzfüßen um die Konstruktion abzuschließen und mein Bastelprojekt zum ersten Mal vollständig begutachten zu können:

Der fertige linke Ripol mit dem alten SVS als Vergleich  

Der Vergleich mit dem bisherigem SVS-Subwoofer zeigt die recht imposante Größe des Doppelripols ohne jedoch zu auffällig zu wirken was er wohl der vorwiegend weißen Front und den fast unsichtbaren Chassis zu verdanken hat. Zusammen mit dem ebenso gelungenen rechten Ripolstapel konnte sich die neue Wohnzimmerfront nun sehen lassen. Ganz nebenbei ist aus übrigen Resten des beschädigten Wohnmöbels auch noch ein ganz ansehnliches Wandboard entstanden um die Front zu vervollständigen:

Die fertige Front

Klang und Optimierung:

Nun hatte ich die Ripole natürlich nicht vorwiegend wegen der Optik gebaut sondern hatte mir, im Vergleich zum bereits sehr guten SVS SB12+, einen "schnelleren", trockeneren Bass mit weniger Anregung der Raummoden (und evtl. Nachbarn) erwartet. Bereits die ersten Hörproben bestätigten dies und das Anhören von basslastiger Musik von der Nine Inch Nails über Massive Attack bis hin zu Kodo machte zunehmend Spaß. 

Aber in jedem Setup gibt es noch Optimierungsbedarf und weil ich die Performance des Ripols nicht nur subjektiv sondern auch objektiv einschätzen wollte, hatte ich mit einem Messmikrofon und entsprechender Software (REW, Arta) "bewaffnet" vor, einschlägige Messungen zu machen. Sollten diese Messungen noch deutliches Optimierungspotential offenbaren (z.b. was Raummoden und deren Nachhall betrifft), wollte ich mich der Korrektur des Frequenzgangs mittels einem DSP widmen.

Dazu entschloss ich mich für eine der günstigsten Einstiegsmöglichkeiten in die Aktivierung von Lautsprechern und Frequenzgangkorrektur mit parametrischen Equalizern: Das miniDSP 2x4 unbalanced. Da die beiden Subwoofer durch bestehende Endstufen meines AVR gespeist werden, musste ich mir also überlegen wie ich das miniDSP in das bestehende Setup geeignet einschleife und gleichzeitig eine Frequenzgang-Korrektur der Subs erlaube.

Prinzipiell hatte ich dazu zwei Möglichkeiten:
1) Nutzen des (einzelnen) Sub-PreOuts, der ja schon durch den AVR Tiefpass-gefiltert ist, also Verwendung des .1-Monosignals für beide Subs 
2) Abgreifen von den Front-PreOuts und Filterung der Frequenzen rein im miniDSP für ein .2-Stereo Setup der Subwoofer

Ich habe mich mich schließlich für Lösung 1) entschieden, weil es so gut wie keine Musik gibt, wo Bassanteile im Bereich unter 100Hz sauber in Stereo getrennt aufgenommen sind und auch wenn, sie nicht wirklich ortbar wären. Außerdem würde ein Abgreifen der Bassanteile von der Front-PreOuts keine Hochpassfilterung der Frontlautsprecher erlauben (sie müssten also auf "large" laufen). Lösung 1) erlaubt mir alle LS auf "small" einzustellen, so dass wirklich alle Frequenzen unterhalb der Trennfrequenz von 100Hz von der deutlich besser geeigneten Subwoofern übernommen werden und es zu keinerlei Interfrenzen und möglichen Überhöhungen bzw. Auslöschungen kommen kann.

Letztendlich sieht man Signalverlauf folgendermaßen aus: Die im AVR bei 100Hz getrennten Bassanteile werden am Sub-PreOut ausgelesen und über ein Y-Cinchkabel in das miniDSP geführt. Deren zwei Ausgänge sind an einen Stereo-LineIn des AVR angeschlossen (z.B. "Video" oder "CD") und schließlich über die Zone2-Funktion auf zwei freien Endstufen ausgegeben. Wichtig bei diesem Steup ist, dass die Lautstärken aller beteiligten Ein- und Ausgänge gut zusammenpassen, also dass die sog. "Gain-Structure" passt. 

Also habe ich mich mit einem Spannungsteiler und der Software Room Equalization Wizard (REW) daran gemacht, die elektrische Kette zunächst vom Sub-PreOut bis zu den Endstufenausgängen durchzumessen. Der Frequenzverlauf war wie erwartet linealglatt, die Lautstärken passten ganz gut und auch der Klirr war mit unter 0,1% (THD-N) niedrig genug, damit ich der gesamten Kette inkl. Messsystem (Macbook Pro Soundkarte) einigermaßen vertrauen konnte. Mittels eines lineal glatt korrigierten Messmikrofons habe ich mich dann an die eigentlichen, akkustischen Messungen gemacht. 

Zunächst interessierte mich der Frequenzgang der neuen Ripole im Vergleich zum SVS Subwoofer im Nahbereich, in einem Meter Entfernung und am Hörplatz. Wie man auf dem folgenden Bild sehen kann, verhalten sich beide Subs im Nahbereich wie erwartet:

Der aktiv entzerrte SVS (gelb) fällt an der unteren Eckfrequenz (ca. 25 Hz) mit etwa 28dB pro Oktave deutlich schneller ab und enthält auch einen Tiefpass-Filter zu den hohen Frequenzen hin. Der noch ungefilterte Ripol, gemessen vor der oberen, der unteren und mittig vor beiden Kammern, fällt dagegen flacher ab (ca. 10dB pro Oktave). Beide Subs zeigen erwartungsgemäß im Nahfeld eine nahzu linealglatten Frequenzgang. Das sollte sich bereits mit der nächsten Messung aus 1m Entfernung deutlich ändern:

Bereits in dieser geringen Entfernung merkt man wie deutlich der kugelförmig abstahlende SVS-Subwoofer (hier grün) die Raummoden anregt, gegenüber dem deutlich gutmütigeren, achtförmig abstrahlenden Ripol (gelb). Allerdings zeigt sich hier bauch bereits das größte Problem jedes Subwoofers nach Dipol-Prinzip: Ein zusätzlicher Lautstärke-Abfall von 6dB pro Oktave zu tiefen Frequenzen hin, verursacht durch Interferenz der rückwärtigen (phasenverkehrten) Schalls mit dem frontseitigen. Ripole eignen sich also vorwiegend in kurzem Abstand zum Hörplatz da sie schneller als die üblichen Direktstrahler leiser werden.  

Aus den Raummoden die der SVS anregt lassen sich übrigens sehr gut die Abmessungen des Hörraums herauslesen: 
- die Längsmode bei 19Hz (Raum ist nach hinten halb offen mit angeschlossener, offener Küche, insgesamt ca. 9m)
- die zweite Längsmode bei ca. 33Hz (halbe eingezogene Rückwand)
- die Quermode bei ca. 45Hz (3,8m Raumbreite)
- die 70Hz der Raumhöhe von etwa 2,45m

Diese Raummoden zeigen sich am Hörplatz noch deutlicher. Zur besseren Verdeutlichung der langen Abklingzeiten habe ich Wasserfall-Diagramme erstellt. Hieraus ist gut zu sehen wieviel besser der Ripol (grün) mit den Raummoden klar kommt und warum er den Ruf eines trockenen und "schnellen" Subwoofers hat:

 

An den Ripolen war also noch gehöriger Handlungsbedarf. Da aber das Gesamtsystem inkl. der restlichen Lautsprecher gut zusammenarbeiten sollte, erfolgten die Messungen zur Frequenzgang-Korrektur mit beiden Ripol-Türmen zusammen und schließlich im Stereoverbund mit den Frontlautsprechern. REW bietet hierfür die äußerst nützliche Möglichkeit einen Wunschfrequenzganz festzulegen und Parameter für das miniDSP-System zu exportieren. Dort importiert und auf die beiden Subwoofer-Kanäle angewandt zeigte sich bereits eine deutliche Verbesserung des ursprünglichen, hügeligen Frequenzgangs (gelb):

Stereo-Frequenzgang beider Ripole

Der initial korigierte Verlauf (blau) zeigte aber immer noch eine unschöne Überhöhung im Bereich der 45Hz-Quermode. Außerdem ließ der starke Abfall im Tiefbassbereich nicht so viel Heimkino-Spaß aufkommen. Ich legte also nochmal im Detail Hand an und mit einer aktiven Entzerrung bis 20Hz hinunter und einer weiteren Dämpfung der hartnäckigen Mode sowie einer leichten Anhebung im Übergabebereich zu den Fronts erreichte ich einen sehr zufriedenstellenden, finalen Frequenzverlauf (rot).

Im Zusammenspiel mit den Fronts (grün) kommen dann wieder Beeinflussungen durch Reflexionen von Boden, Decke und Wänden hinzu, die denn Verlauf wieder welliger machen, aber im Großen und Ganzen konnte ich zufrieden sein. Trotzdem werde ich im Bereich 110 Hz und 90 Hz noch einmal nachbessern. Die höheren Frequenzen werde ich dem Einmesssystem des AVR überlassen. Doch ein letzter Blick auf den vorläufig korrigierten Wasserfall zeigt bereits ein sehr gutes Verhalten des neuen 2.1-Stereo-Setups über alle tiefen Frequenzen hinweg mit - für einen recht schallharten Wohnraum - recht guten Abklingzeiten:

Ich konnte mit diesem DIY-Projekt und meinem neuen Bassbereich also vollstens zufrieden sein und genieße Musik und Filme in einer neuen Qualität. Nebenbei hat sich das Wohnzimmer auch visuell weiterentwickelt und sieht trotz der mächtigen, aber gut versteckten Membranfläche der acht Tieftöner sehr aufgeräumt aus.

Baubericht Leinwand

  • Posted on: 11 November 2012
  • By: hurz

Lange angekündigt, aber erst jetzt finde ich die Zeit und Muse vom Bau meiner neuen Heimkinoleinwand zu berichten.
Die Rahmenbedingungen für die Leinwand wurden v.a. durch das Wohnzimmer und den persönlichen Anspruch diktiert:

  • heller Wohnraum mit Fensterfront, zwar über Rolläden fast vollständig abdunkelbar, aber es bleiben helle Wände und Decken
  • Leinwandbreite insgesamt max. 220 cm
  • Sitzabstand ca. 2,5 - 3 m
  • verschiedene Quellformate, deshalb variable Maskierung erwünscht
  • reiner 2D-Betrieb, 3D vernachlässigbar
  • Budget wie immer so wenig wie möglich so viel wie nötig, aber definitiv dreistellig angepeilt

Aus diesen Vorgaben hatte ich mich entschieden, mich nach einer grauen Leinwand mit niedrigem Gain umzusehen, da ich kein 3D schauen will aber vorhandenes Streulicht soweit wie möglich geschluckt werden sollte. 
Durch die limitierte Breite war auch schnell klar dass es eine 16:9-Leinwand werden sollte, mit variabler Maskierung von oben. Da auch ein Fernseher vorhanden ist, hatte ich mich eigentlich bereits nach Motorleinwänden umgeschaut, am besten mit Tension-System etc.
Leider ist mir aber schnell aufgefallen dass die bezahlbaren Tension-Motorleinwände keinen guten Ruf haben und auch bei den etwas teureren ein graues Low-Gain-Tuch wirklich selten ist. Zudem sind Tension-Motorleinwände mit variabler Maskierung kaum unter 1500€ zu haben und dadurch doch deutlich über meinem Budget.

Also blieb nur auf etwas zu verzichten, die Maskierung? Tension?, oder eben der Selbstbau. Nach einigem Grübeln hatte ich mir eine Lösung mit folgenden vorgaben überlegt:

  • Befestigung an der Decke
  • Manuell ausklappbar (motorisiert wäre ohne abgehängte Decke nicht ansprechend zu realisieren)
  • Zweitfunktion als Wohnzimmerlampe mit indirekter Beleuchtung, damit die Optik im "eingeklappten" Zustand auch ansprechend ist
  • Sie soll ausgeklappt direkt vor dem Fernseher, über dem Center und zwischen den Frontlautsprechern zum hängen kommen
  • Mototrisierte Maskierung, im Idealfall weitgehend automatisiert (ein Schrittmotor mit Ansteuerung war zufällig sowieso vorhanden und ich war in Bastellaune)
  • Versorgung über den vorhandenen, 2-phasigen Lampenanschluss an der Decke (eine Phase für Licht, eine für den Motor)
  • Der von der Leinwand im eingeklappten Zustand verdeckte Teil der Decke (ca. 3qm) kann ebenfalls schwarz maskiert werden, was die Raumreflexionen sehr positiv beeinflussen dürfte

Mit der konkreter werdenden Plaung hatte ich mich für das Leinwandtuch GREYSCREEN von Gerriets entschieden, ein graues Tuch mit einem Gainfaktor von 0,61. D.h. das Tuch schluckt somit ca. 40% des Lichts (auch des Streulichts natürlich), lässt sich aber wegen der relativ geringen Leinwandgröße mit einem mordernen Beamer immer noch problemlos ausleuchten.

Als Rahmen für das Tuch sollte ein Keilrahmen von keilrahmen.de dienen, wie er auch zur Bespannung von Leinwänden für Gemälde genutzt wird, in den Maßen 200x150 cm. Für den Lampenteil hatte ich über eBay einen 7 m langen LED-Streifen besorgt mit 60 LEDs/m und einem geeigneten Netzteil. Auch das Netzteil zur Versorgung des Motors (24V, 2.3A) hatte ich dort besorgt, sowie den Schrittmotor selbst bereits früher.

Als Elektronik zur Ansteuerung des Motors sowie zur Bedienung der Maskierung, dient der Baukasten von TinkerForge. Das kleine deutsche Unternehmen stellt verschiedene Module bereit um Automatisierungsaufgaben und andere kleine Projekte zu realisieren. Für die Leinwand sollten ein Stepper Brick und ein Joystick Bricklet reichen.

Beim Außenrahmen hatte ich mich für MDF entschieden, genauer zwei Schichten a 16 mm miteinander verschraubt. Zwei Schichten deshalb, weil der zum Zuschauer zugewandte Teil der Leinwand die bespannte, eigentliche Leinwand überlappen sollte. Da erschien mir das Verschrauben zweier Schichten einfacher und flexibler als das Herausfräsen des entsprechenden Überstandes. Ich habe das Projekt denoch als gute Gelegenheit gesehen eine günstige Oberfräse zu besorgen um Kanten fasen zu können oder bestimmte Teile des Rahmens zu versenken.

Beim Einkaufen im Baumarkt habe ich neben den Zuschnitten für den Rahmen auch diverse Schrauben zwei Fräsköpfe und anderen Kleinkram besorgt den ich benötigen würde. Für den Rahmen habe ich mir die folgenden Holzstreifen zuschneiden lassen:

  • 2x 220x15cm (hintere Schicht oben und unten)
  • 1x 190x18cm (vorne oben)
  • 1x 190x15cm (vorne unten)
  • 2x 145x9cm (hinten links und rechts)
  • 2x 175x15cm (vorne links und rechts)

Ich würde also ein sichtbares Bild von 190x142 cm realisieren, also ein Format von 4:3, um alle gängigen Filmformate abdecken zu können (und weil es mir die Höhe auf Grund der geringen Breite gerade so erlaubt hat). Die Gesamtkonstruktion des Außenrahmens würde somit 220x175cm betragen mit einem maskierten Außenrahmen von 15 cm bzw. 18 cm an der Oberseite. Durch die Deckenhöhe von ca. 245 cm bleibt die Leinwandunterkante auf ca. 70 cm Höhe über dem Fußboden und damit bequem über dem zukünftigen, 60 cm hohen Lowboard mit dem Centerlautsprecher darin.

Die Materialien für die Leinwand

Da die Leinwand mittels Magnete an der Decke halten sollte, habe ich zunächst die Löcher dafür in die seitlichen Holzstreifen der Front gebohrt. Alle Streifen für den Frontteil des Rahmens habe ich anschließend an den Stellen für die zukünftige Außenkante gefast. Im nächsten Schritt habe ich die Holzleisten miteinander zum vollständigen Außenrahmen verschraubt und daraufhin auch die Innenkante des sichtbaren Bildes gefast. Reichlich Spax-Schrauben mit 25 mm Länge sorgen für einen feste Verbindung der zwei Holzschichten, v.a. in den kritischen Ecken..

Ergebnis der unteren Ecken   Verschraubung der Schichten und Ecken

Der Grundrahmen für alle weiteren Arbeiten war somit fertig. Ein Loch im rechten Rahmenteil wird später den Joystick zu Steuerung der variablen Maskierung beinhalten. Für diese hatte ich bei IKEA ein "Tupplur" Rollo in schwarz mit 2 m Breite besorgt. Die Leinwand hatte trotz der moderaten Beite beeits eine stattlcihen Größe im Wohnzimmer. Die Frontlautsprecher würden später in die Ecken wandern um nicht verdeckt zu sein.

Der fertige Grundrahmen

Ein Knackpukt der Konstruktion ist mir bereits mit dem Außenrahmen im obigen Stadium aufgefallen: Das Gewicht. Die MDF-Konstruktion wog hier bereits 24 kg, was mich in einem Punkt zum Umdenken gebracht hatte: Der Lampenschirm sollte nicht wie zunächst geplant aus einer milchigen Acrylglasplatte bestehen, da diese weitere 10 kg zur Konstruktion hinzufügen würde, sondern stattdessen aus einem weiteren, leichten Holzrahmen und japanischem Shoji-Papier, wie es in den bekannten Holzschiebetüren verwendet wird. Das Papier sollte dann gut für diffuses Licht sorgen. Doch dazu später mehr!

Ein weiteres, zu lösendes Problem sollte die Befestigung des bespannten Keilrahmens am außenrahmen sein. Ich wollte das Tuch zum Einen nicht durchbohren müssen, zum Anderen musste zum überlappenden Frontteil des Außenrahmens genügend Platz zum Heruntergleiten der Maskierung bleiben. Dieses Problem wollte ich mit kleinen Türscharnieren lösen, in die die Keilrahmenleinwand seitlich eingehängt wird. Für die Gegenstücke am Außenrahmen sollte ich jedoch noch zusätzliche Kanthölzer benötigen. Ein Schnitt durch den geplanten Aufbau sei im folgenden dargestellt:

Schnitt Leinwandrahmen

Die Front ist unten, Lampe oben, Leinwand und Maskierungsrollo rechts. Holz ist in Brauntönen dargestellt, der Papierlampenschirm in blau, die LEDs in rot und Schrauben/Scharniere in schwarz. Ich hatte zunächst Dämmung (grau) zwischen Leinwand und Rahmen geplant, dies jedoch später verworfen. Um den Rahmen soll schwarzes Velours als Maskierung gespannt sein und somit auch Technik und weiteres auf der Rahmenrückseite verdecken. Hierfür habe ich entsprechende DC-Fix-Klebefolie in 45 cm Breite besorgt.

Die Befestigung der Gesamtkonstruktion an der Betondecke sollte ebenfalls über sehr stabile Türscharniere erfolgen, um die Leinwand bei Bedarf auch aushängen zu können. Im Rahmen selbst mussten dafür entsprechende Aussparungen gefräst werden, um den Drehpunkt der Scharniere so zu platzieren, dass eingehängt möglichst kein Abstand zur Decke bleibt. In der Decke selbst sorgen stabile Messingdübel (da die verwendeten Scharniere metrisches Gewinde haben) für stabilen halt. Nun ging es an die Rückseite des Rahmens. Ich habe den Motortreiber platziert und ein USB-Kabel angeschlossen mit dem die Leinwandmaskierung zunächst vom Laptop aus gesteuert und programmiert werden kann. Der Kleine Joystick sorgt dann später dafür, dass die Maskierung direkt an der Leinwand gesteuert werden kann. 

Türscharniere für die Deckenbefestigung   Motoransteuerung, USB-Kabel und Joystick für de Maskierung

Danch folgen die Kanthölzer, die gemäß obigem Schnittbild zur Befestigung der Keilrahmenleinwand sowie der Maskierung des Rahmens dienen. Auch die nicht angetriebene Seite des Maskierungsrollos wird daran befestigt wie unten zu sehen. Auf der anderen Seite habe ich ein Zahnrad mit dem Rollo verbunden und den Motor mit einem Ritzel zur Übersetzung mittels eins Alu-Wikels am Rahmen angeschraubt. Der Motor wird direkt aus der Treiberplatine gespeist, diese wiederrum aus einem Trafo (24V, 2.5A) der an eine Phase des Lampenanschlusses an der ecke angeschlossen wird. Diese Phase habe ich im Lichtschalter durchverbunden damit die Energieversorgung des Motors immer gewährleistet und nicht von der Schalterstellung abhängig ist. 

Befestigung des Maskierungsrollos  Motor mit Übersetzung auf das Maskierungsrollo

Auf dem Bild ist eine weitere Kabelverbindung zu sehen. Sie führt vom Motortreiber zum unteren Rand des Rollos, wo ein Luxmeter eingebaut ist. Eine kleine Spielerei für einen automatisierten Ausbau der Masierung: Sie soll einmal selbstständig feststellen können wo das beleuchtete Bild aufhört und sich somit automatisch auf des gewünschte Bildformat einstellen können. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik, zunächst steht die reguläre, manuelle Bedienung im Vordergrund.

Mit diesem Stand der Konstruktion wollte ich das Ganze mal an der Decke in Aktion sehen und habe den Rahmen "eingehängt", das USB-Kabel an den Treiber angeschlossen und die Maskierung ausprobiert:

Erster Test an der Decke

Im nächsten Schritt ging es an den Zusammenbau der Keilrahmenleinwand. Ich hatte mich beim rahmen für ein Gerüst mit Doppelkreuz entschieden, wegen der größeren Stabilität bzw. Verwindungssteifigkeit. Zunächst musste das Doppelkreuz verschraubt, dann in die äußeren Rahmenteile eingesetzt und schließlich diese sauber ineinander geklopft werden. Insgesamt war der zusammenbau kinderleicht, man muss nur darauf achten, dass die Ecken perfekt im rechten Winkel sind (Wasserwaage!).

Auf ca. 6qm freier, sauberer und absolut planer Bodenfläche musste nun die Leinwandfolie abgerollt werden. Den Keilrahmen habe ich so darauf platziert, dass ausreichend Rand zum um-den-Rahmen-schlagen bleibt. Nun kam der schwierige Teil, das Tuch musste mit reichlich Spannung so angetackert werden, dass keine Falten zurückbleiben, es aber auch sehr plan und straff sitzt. Dazu fängt man in der Mitte einer Seite an und arbeitet sich zu beiden Ecken. Dann setzt man dasselbe auf der gegenüber liegenden (!) Seite fort, mit reichlich Spannung auf dem Tuch.

Fertiger Keilrahmen für das Leinwandtuch   Bespannung mit dem grauen Tuch

Dann dasselbe Prozedere mit den zwei anderen Rahmenseiten. Die Ecken selbst kommen ganz zum Schluss. Verwendet man richtige Keilrahmen (statt eifnachen Kanthölzern) kann man mit den mitgelieferten Keilen die Ecke zusätzlich auseinandertreiben um die Spannung auf dem Tuch nachträglich zu erhöhen und evtl. verbleibende Falten glatt zu bekommen. Falls das alles etwas kompliziert klingt: Es gibt in Youtube und anderen Seiten auch Videotutorials zur Bespannung von Leinwänden! 

Das Ergebnis der etwas anstrengenden (und am besten zu zweit auszuführenden) Arbeit konnte sich dann aber sehen lassen, probeweise in den Rahmen eingesetzt:

Testweises Anbringen in den Rahmen

Um die Zweitfunktion der Leinwand als Deckenlampe zu ermöglichen habe ich einen ca. 7m langen LED-Streifen an die, mit Aluklebeband verkleideten, Innenseiten der Keilrahmenleinwand geklebt. Die LEDs sollten parallel zur Leinwand nach innen scheinen um später auf dem Lampenschirm ein diffuses Licht zu erzeugen. Dann noch kurz den Verbindungsstecker für die Stromversorgung angelötet und fertig war die Lampe.

Angelöteter Stecker für die Versorgung

Die Stromversorgung geschieht über einen passenden Trafo auf der Rückseite des Außenrahmens und die zweite Phase des Lampenanschlusses an der Decke. Doch zur Vervollständigung der Lampe gehört natürlich auch der Lampenschirm. Die Zierleisten dafür im Mahagoni-Look musste ich auf der passenden Länge im 45°-Winkel zuschneiden damit die Ecken ansprechend werden. Für den nötigen Halt sorgen flache Winkel an der Unterseite der Zierleisten. Durch diese wird die Leiste Außenrahmen und somit an der Decke gehalten werden.

Bau des Zierleistenrahmens für den Lampenschirm    Fertiger Lampenschirm

Als Lampenschirm selbst und Diffusor des Lichts dient japanisches Shoji-Papier. Diese Art Papier ist leicht durchscheinend und sehr reißfest. Ich musste aber wegen der Bahnbreite von 94cm zwei Bahnen über eine schmale und dünne Zierleiste verbinden. Das Antackern des Papiers am Zierleistenrahmen geschieht nach demselben Prinzip wie beim Leinwandtuch oben beschrieben. Um ein Ausreißen des Papiers an den Klammern zu verhindern, habe ich einen schmalen Rolladengurt in den Rand des Papiers eingerollt und durch diesen getackert. Da die mittlere Leiste ein optimales Bespannen etwas behindert, konnte ich einen leichten Faltenwurf letzten Endes nicht verhindern. Dies konnte ich später beim Anbringen des Lampenschirms am Rahmen durch zusätzliche Spannung allerdings minimieren.

Bevor allerdings der finale Zusammenbau beginnen konnte, musste noch der Außenrahmen schwarz maskiert werden. Ein entscheidendes Detail fehlte aber noch: Da die gesamte Leinwandkonstruktion beim Herunterschwingen etwas gedämpft werden sollte und durch eine Kraft im Lot gehalten werden sollte (da sie sich sonst wegen der Gewichtsverteilung etwas nach vorne neigt), habe ich Gasdruckdämpfer vorgesehen, die eine Kraft in Ausfahrrichtung erzeugen, das Ausfahren aber auch dämpfen. Sie werden an der Decke sowie innerhalb des Leinwandrahmens an der Vorderseite befestigt und verschwinden im "Lampenmodus" vollständig im Rahmen. Dazu mussten Aussparungen in den Rahmen gefräst werden:

Ausfräsen der Aussparungen für die Gasdruckfedern an der Vorderseite   Verbindung mit der Gasdruckfeder auf beiden Seiten

Daraufhin konnte der Rahmen maskiert werden. Dazu habe ich 45cm breite Bahnen von schwarzem DC-Fix Velours verwendet, das hervorragend lichtschluckende Eigenschaften besitzt. Wie im Schnittbild oben angedeutet habe ich das Velours auf die Vorderseite des Rahmens geklebt, um die gefasten Kanten herum, und über die Kanthölzer gespannt. Die Ecken, besonders nach innen hin, waren dabei knifflig und gelangen mir auch nicht perfekt, ich war jedoch zufrieden mit dem Ergebnis. 

Um die Keilrahmenleinwand in den äußeren Rahmen einzuhängen, habe ich kleine Türscharniere an den Keilrahmen sowie die Kanthölzer angebracht. Am unteren Rand des Rahmens sorgt ein Bolzenriegel für eine Sicherung vor Verrutschen des Ganzen (siehe Bildergalerie). So konnte ich die Leinwand in den Rahmen hängen und zum ersten Mal die fertige Leinwand im "Kinomodus" bestaunen. Die Gasdruckdämpfer hatte ich dafür auch bereits angebracht (durch sehr lange Holzschrauben seitlich parallel zur Rahmenvorderseite eingeschraubt):

Fertige Leinwand von vorne

Den Lampenschirm auf der Rückseite habe ich über Gewindeschrauben, Abstandhalter und dekorative Schubladengriffe angebracht (Detailbild in Galerie). Durch die ansprechende Mahagoni-Optik, das schöne Shoji-Papier und eben diese Griffe ist mir es mir gelungen, die Leinwand als (zugegebenermaßen große) "Deckenlampe" optisch ansprechend zu verstecken. Eingeschaltet ergibt sich eine mehr oder weniger indirekte Beleuchtung, die vielleicht etwas stärker ausfallen könnte, als zweitrangige Nebenfunktion der Leinwand allerdings ausreichen sollte:

Eingeschaltete Lampe

Um die, mit geschätzten 40 kg, doch recht schwere Konstruktion sicher an der Decke zu halten, musste ich die zunächst geplanten Magnete durch stärkere ersetzen mit jeweils 50 kg Haltekraft (im Idealfall). Als Gegenstücke an der Decke dienen Stahlscheiben mit 45mm Durchmesser. Nun hält alles Bombenfest und ich benötige sogar einiges an Zugkraft um die Leinwand von der Decke zu lösen. Da zwischenzeitlich der Beamer geliefert wurde (ein Epson TW4400), konnte ich die Leinwand mit Ridley Scotts Klassier "Alien" einweihen:

Erster Einsatz mit dem Klassiker "Alien"

Durch die Maskierung rundherum und die graue Leinwandfolie zeigte sich trotz der Verwendung eines LCD-Beamers ein durchaus beeindruckender Kontrast, der lediglich durch ein kleines Manko geschmälert wurde: In hellen Szenen zeigten sich an der weißen Decke noch starke Reflexionen die den Raum noch deutlich aufhellten. Um dies zu minimieren hatte ich mich entschieden den von der Konstruktion im "Lampenmodus" verdeckten Teil der Decke schwarz zu maskieren. Hierfür habe ich die Decke mit Dekomolton (130g/qm) verhängt:

Befestigung der Leiste am oberen Rand der Leinwand  Einfädelung der Ösen in die Schrauben der Magnet-Scheiben  Spannen des Moltons an die Decke

Mit Ösen in den Ecken habe ich diesen in die Schrauben für die Stahlscheiben der Magnete eingefädelt, mit ordentlich Spannung damit der Molton nicht durchhängt. Da das andere Ende des Moltons etwas unterhalb der Decke am Rahmen befestigt ist (über eine eingerollte, dünne Holzleiste), wird der Zug auf den Molton im eingeklappten Zustand entlastet. Durch diese letzte Modifikation ist das Filmvergnügen soweit perfekt, wie es das ansonsten nicht optimierte Wohnzimmer erlaubt, und die schlimmsten Reflexionen bzw. Raumeinflüsse auf das Bild minimiert, so dass sich selbst in sehr hellen Szenen ein guter Kontrast ergibt:

Deutlich verbesserter Kontrast durch maskierte Decke

Der LeinwandBAU war somit abgeschlossen, des Projekt an sich noch nicht ganz. Hier steht in naher Zukunft noch die Programmierung des Maskierungsrollos an (in hardwarenahem C-Code) damit die Maskierung auch ohne Laptop bequem zu verstellen ist. Die vollständige Automatisierung über den Lichtsensor ist dann der letzte Schritt den es zu meistern gilt.

Es bleibt also spannend, v.a. weil ich mir bereits das nächste Heimkino-Projekt überlegt habe: Den Bau zweier Ripol-Subwoofer mit insgesamt 8 10-Zoll-Chassis und deren Integrierung in die Wohnzimmermöbel unterhalb der Frontlautsprecher. Davon wird denächst natürlich auch hier im Blog berichtet!

Neue Projekte

  • Posted on: 29 July 2012
  • By: hurz

Im Zuge privater Entwicklungen kündigen zwei große neue Projekte in nächster Zeit an. 

Zum einen habe ich einen filmschaffenden Freund gewonnen mit dem ich ein Kurzfilmprojekt beginnen werde. Da wir beide begeisterte Hobbyfotografen mit Nikon-Equipment sind , soll letzteres auch zum Einsatz kommen. Hierfür habe ich vor kurzem von einer D90 auf die fürs Filmen besser geeignete D7000 gewechselt. Zum professionellen Filmen mit einer DSLR gehört aber natürlich noch viel mehr las die Kamera an sich und passende Objektive dazu. So muss natürlich ein Drehbuch, womöglich auch ein Storyboard verfasst werden, evtl. vorhandene Effekte geplant und aufwendige Szenen ggf. fremdfinanziert werden.

Doch es sind v.a. technische Feinheiten die mich in der nächsten zeit beschäftigen werden wie die passende Ausrüstung zum erfolgreichen Filmen. Ein Projekt dem ich mich somit demnächst widmen werde, ist die Umsetzung eines motorisierten Follow Focus-Systems. Da bei ernsthaften Produktionen generell manuell fokussiert wird, bedient man sich zumeist einer Schärfezieheinrichtung, um die Schärfeebene präzise auf den gewollten Punkt setzen zu können. Dies möchte ich mit einem Schrittmotor möglich machen, um v.a. bei Aufnahmen aus der Hand nicht auch noch das Kamera-Rig bedienen zu müssen. In einem weiteren Ausbau dieses Prinzips soll es sogar möglich sein, den für die Schärfe gewünschten Punkt an einem Smartphone oder Tablet auszuwählen und vollautomatisch durch den Motor einstellen zu lassen. Mehr zu diesem Projekt wird es bald hier zu lesen geben.

Ein weiteres Projekt das bereits in den nächsten Wochen verwirklicht wird, ist der Bau einer Leinwand für mein anderes Hobby, das Heimkino. Aus Gründen die ich detailliert darstellen werde, wird es eine schwenkbare Rahmenleinwand werden, die im an-die-Decke geklappten Zustand als Wohnzimmerlampe fungieren wird. Zudem soll die Leinwand über ein motorisiertes Rollo variabel maskierbar sein. Alles wissenswerte zu diesem Projekt mit einer detaillierten Beschreibung von der Planung, Auswahl der Komponenten, dem Bau an sich und einer Funktionsdemonstration wird es in einem separaten Blogpost mit reichlich Bildern zur Verfolgung geben. 

Die nächsten Wochen und Monate werden also spannend werden und es bleibt zu hoffen dass mir die Projekte so reibungslos wie möglich gelingen werden. 

Städtetrip Zentraleuropa

  • Posted on: 8 June 2012
  • By: hurz

Die angedrohte Wiederbelebung des Blogs hat sich auf Grund privater Umstände deutlich verschoben. So kamen mir u.a. die eigene Hochzeit sowie jede Menge Arbeitsalltag in die Quere, leider aber auch die eigene Schreibfaulheit. Damit soll es nun vorbei sein.

Ich habe es nun tatsächlich geschafft, Bilder von der letzten größeren Reise hier einzustellen. Dabei handelte es sich um einen Städtetrip durch einige der schönsten Städte Europas.

Den Start der Reise bildete die "goldene Stadt" Prag und die Kamera war natürlich wieder fleißig mit dabei:


Weiter ging es dann mit einem kurzen Stopp in der Heimat des berühmten Porzellans, Meissen, in das sog. "Elbflorenz", die wunderschöne Stadt Dresden. Dort ist mir u.a. ein durchaus vorzeigbares HDR-Bild der Semperoper gelungen:


Nach einem weiteren kurzen Stopp in Potsdam, zur Besichtigung des Schlosses Sanssouci, stand die deutsche Haptstadt auf dem Programm. Doch uns - und meiner Kamera - hatte es die zweitgrößte Stadt der Republik weit mehr angetan.

So bot Hamburg die reizvolleren Orte und Fotomotive, wie das kleine Café ind em wir kurz halt machten, aber auch die Speicherstadt und die recht junge Hafencity, sowie den schönen botanischen Garten.

Nach einem kurzen Mittagessen in Bremen und einem Foto vor den Stadtmusikanten führte uns die weitere Reise ins holländische Amsterdam. Die Stadt entsprach was ihrer liberalen Ruf angeht absolut den Vorstellungen, hatte uns aber durchaus auch mit ihrer Schönheit überrascht, die sich in Architektur, Café, nicht zuletzt aber den zahllosen Grachten, wiederspiegelte.

Die vorletzte Station der Reise sollte uns in die mittelalterliche Stadt Gent nach Belgien führen, die bewies dass Belgien nicht nur wegen der köstlichen Biere einen Besuch wert ist. Doch am meisten beeindruckte uns die letzte Stadt auf unserer Rundreise, das ebenfalls in Belgien liegende Brügge. Sein mittelalterlicher Charme, die Kanäle die das Städtchen durchziehen, die bereits erwähnten Köstlichkeiten aus Hopfen und Malz - aber auch aus Schokolade - und die schaurig-schöne Stimmung nachts im Zentrum der Stadt. Letztere habe ich u.a. versucht durch diese HDR-Aufnahme festzuhalten:


Einmal dort kann man den Filmtitel "Brügge sehen ... und sterben" vollends nachvollziehen. Eine Stadt die man einmal gesehen haben muss bevor man es nich mehr kann!

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